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Produktdetails

Das geheime Leben der Fliegen

Autor
Muhr, Magnus

Das geheime Leben der Fliegen

Beschreibung

Haben wir uns nicht alle schon irgendwann einmal gefragt, womit sich Fliegen eigentlich ihre Freizeit vertreiben, wenn sie nicht gerade in ihrem eigentümlichen Zickzack unter der Decke umherschwirren oder sich immer wieder und wieder dreist auf unser Essen hocken? Nein? Nun, hier ist trotzdem die Antwort darauf: Sie spielen Basketball. Oder Golf. Oder sie gehen ins Museum. Das macht sie doch eigentlich sehr sympathisch, oder nicht? Sie denken jetzt vielleicht, ich will Sie auf den Arm nehmen, aber das stimmt so nicht ganz. Denn Magnus Muhr kann das viel besser.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
DuMont Buchverlag, 2011
Seiten
64
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-8321-9632-5
Preis
9,99 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Magnus Muhr lebt als Fotograf in Schweden. Seine bevorzugten Sujets sind Natur, Porträts und Akte.

Zum Buch:

Schnaken stechen nicht. Somit besteht auch kein Grund, weshalb man sie totschlagen sollte. Als Kind hat mir meine Mutter beigebracht, daß Insekten, ob ich sie nun eklig fände oder einfach nur Schiss vor ihnen hätte, wie das damals zum Beispiel bei Spinnen, Ohrenkneifern oder eben Schnaken der Fall war, dass also Insekten ja auch Lebewesen seien und deshalb weder gequält noch mit der zusammengerollten Zeitung zerquetscht werden dürften.
Mit einer einzigen Ausnahme: Fliegen.

Mutter hasste Fliegen. Und wenn sie sie auch gewiss niemals quälte, so bereitete sie ihnen dennoch und wo sie nur konnte, einen sicheren und schnellen Tod mit der Fliegenklatsche. Auf die Frage, warum die Fliege, da sie ja immerhin auch so ein Lebewesen sei, und deshalb ebenso verschont werden müsse, sah sie mich nur mit diesem gewissen Blick an, der sagen sollte, Axel, werd jetzt bloß nicht frech, und erklärte mir dann, Fliegen seien schmutzig, sie flögen überall hin, von da nach dort, würden sich zuerst auf den Haufen von Benno, unserem senilen Nachbarshund setzen und dann anschließend auf die Sahne vom Sonntagskuchen.
»Fliegen braucht nun wirklich keiner, mein Junge.«

Es wäre interessant zu wissen, was meine liebe Mutter zu diesem Büchlein gesagt hätte, denn Fliegen, zumindest in der Fantasie des Fotografen Magnus Muhr, führen ein äußerst abwechslungsreiches, ja geradezu sympathisches, kurzweiliges Freizeitleben. Sie spielen Basketball. Fahren zum Spaß Rolltreppen rauf und runter oder liegen einfach nur faul am Strand oder gucken Fernsehen, während andere sich bei einem romantischen Candle-Light-Dinner gegenübersitzen und sich aus vielen Hundert Augen schmachtende Blicke zuwerfen. Da ist eine Fliege, die zählt im Traum anstelle von Schafen Fliegen, andere tanzen einen zünftigen Kasatschok oder hocken am Lagerfeuer, grillen Würstchen und klimpern auf der Gitarre, wieder andere spielen Golf oder Elfmeterschießen oder laufen Mücken mit der Fliegenklatsche hinterher. Dann ist da diese Fliege, die in ein Alphorn bläst. Zwei, die an die Wand pinkeln. Eine Gruppe beim Yoga. Fliegen im Museum, die sich Portraits anschauen. Natürlich von Fliegen. Man sieht also, das geheime Leben der Fliegen ist alles andere als unentspannt.

Ich habe irgendwo gelesen, dass sich eine Gruppe hartgesottener Tierschützer beim Verlag beschwert haben soll, indem sie meinten, Magnus Muhr hätte für sein Buch Hunderte Fliegen (wie auch immer es das angestellt haben soll) kaltblütig getötet, was ich komisch fand, denn auch Fliegen sterben eines natürlichen Todes und müssen ja nicht unbedingt begraben werden. Und ich denke, meine Mutter hätte zunächst einmal mit dem Kopf geschüttelt angesichts der „Installationen“ Muhrs, aber es hätte sicherlich nicht lange gedauert und sie wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen. So wie ich. So wie Sie demnächst.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln