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Heim.Statt

Autor
Kinsky, Esther

Heim.Statt

Untertitel
Gedichte
Beschreibung

Esther Kinskys neuer Lyrikband Heim.Statt besteht aus sieben Langgedichten. Auch wenn sie sich durchaus unter dem Begriff Nature Writing zusammenfassen lassen, so gehen sie doch darüber hinaus, denn in den Naturbeschreibungen werden immer wieder aktuelle politische Themen sichtbar.

Die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache auszuloten, Komplexität in dichteste Form zu fassen, Vergangenes und Bestehendes ineinanderfallen zu lassen, die Spuren der Menschen in der Natur wiederzufinden und in Sprache zu übertragen, das gelingt Esther Kinsky in ihrem Buch Heim.Statt auf wunderbare Art und Weise.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Suhrkamp Verlag, 2025
Seiten
155
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-518-43229-7
Preis
25,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Esther Kinsky wurde in Engelskirchen geboren und wuchs im Rheinland auf. Für ihr umfangreiches Werk, das Lyrik, Essays und Erzählprosa ebenso umfasst wie Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen, wurde sie mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet.

Zum Buch:

Esther Kinskys neuer Lyrikband Heim.Statt besteht aus sieben Langgedichten. Auch wenn sie sich durchaus unter dem Begriff Nature Writing zusammenfassen lassen, so gehen sie doch darüber hinaus, denn in den Naturbeschreibungen werden immer wieder aktuelle politische Themen sichtbar.

In den entlegenen Gegenden Schottlands, Italiens und Polens widmet Kinsky sich Themen wie Migration, Flucht oder dem Verlust von Heimat. Die einzelnen Gedichte werden dabei durch Zwischentexte ergänzt und firmieren unten dem Titel „Balkanroute“. Die Balkanroute als moderne Fluchtroute wird, obwohl immer gegenwärtig, kaum Thema der einzelnen Gedichte. Vielmehr wird Flucht als historische Konstante aufgegriffen und in einem Verlauf von mehreren tausend Jahren verfolgt.

So lesen wir, wie in der Mythologie Eurydike vor dem Gott Aristaios fliehen muss, dabei auf eine Viper tritt und tödlich gebissen wird, aber auch, wie unwirtliche Gegenden in Schottland ihre Bewohner zur Umsiedlung zwingen. Wir lesen von Frauen, die den Winter über allein für Hof und Kinder verantwortlich sind, da die Männer fort sind. Von einer Magd, die davon träumt, sich in einen Vogel zu verwandeln und auferlegte sprachliche und politische Grenzen zu überwinden: „Als ich magd war/ sprach ich aus armseliger kehle/ erst später lernte ich/ mir die werkzeuge der vögel/ zunutze zu machen.“

Aber nicht nur der Verlust von Heimat wird thematisiert, auch das Fremdsein in der Sprache greift Kinsky auf: „ins fremdland in offne/ aufsuchung/ von stätten/ stead like/ homestead unsteady/ unter dem wind/ inlandswort what/ is the word ist die frage/ wie heißts wie/ lautet der name/ was gilt für das haus.“. Immer wieder wechselt die Sprache der Gedichte; so kommen zu deutschen Versen auch polnische und englische hinzu.

Den Gedichten vorangestellt wird ein Zitat von John Burnside: „I know the names of almost nothing.“ Ganz dieser Erkenntnis verschrieben, nähern wir uns in Kinskys Gedichten einem Thema immer nur an – immer in dem Wissen, den Gegenstand als ganzen nicht fassen zu können.

Die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache auszuloten, Komplexität in dichteste Form zu fassen, Vergangenes und Bestehendes ineinanderfallen zu lassen, die Spuren der Menschen in der Natur wiederzufinden und in Sprache zu übertragen, das gelingt Esther Kinsky in ihrem Buch Heim.Statt auf wunderbare Art und Weise.

Fabian Kemp, autorenbuchhandlung marx & co.