Zum Buch:
Ferien, Sommer, Sonne, Meer, Teenager, Surfen. Das sind die Zutaten zu Kirsty Gunns 140 Seiten langer Erzählung “Der Junge und das Meer”. Könnte banal sein, ist es aber nicht, denn der Autorin gelingt es mit ihrem unverwechselbaren Klang, all dem eine eigene Stimme und spürbare Sinnlichkeit zu geben:
Da ist Ward, ein 15-jähriger Junge, in sich versponnen, unsicher, am Rand einer munteren Clique von Teens. Sein Freund Alex, der ihn immer wieder in die normale Alltagswelt zurückholt. Der Vater, früher ein begnadeter Surfer, von dem Ward sein Wissen über das Meer hat und gegen dessen Pose des alternden Strandgurus, der sich von den pubertierenden Mädchen bewundern lässt, Ward rebelliert. Da sind der Strand, dessen Sand man zwischen den eigenen Zehen zu spüren meint und eine unbarmherzige Sonne. Und das Meer. Breit und behäbig ruht es schlapp unter der Sonne doch ist sich der Leser seiner lauernden Kraft und Gewalt von Anfang an bewusst. Es spielt, es lockt, es wartet und am Ende gibt es den großen Zweikampf, der so anders verläuft, als man denkt.
Kirsty Gunn schafft es in diesem schmalen Text, in dem über weite Strecken eigentlich nichts geschieht, eine ungeheure Spannung aufzubauen. Ihre Sprache ist wie das Meer: “Tut so, als sei es die Sanftmut in Person, dabei wartet es, will nur eins.”
Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co., Frankfurt