Jakob Markowitz ist so unauffällig, dass ihn kaum jemand wahrnimmt, ob Mann oder – vor allem – Frau. Das hat Vorteile, etwa wenn es darum geht, für die Irgun, Waffen an den englischen Besatzungssoldaten vorbei zu schmuggeln. Ganz anders geht es seinem Freund Seev Feinberg, mit seiner physischen Präsenz jedem sofort auffällt – vor allem den Frauen, mit denen Dorfcasanova freudig und genießerisch schläft. So wundert es Markowitz nicht, als Feinberg eines Nachts zu ihm kommt und ihn auffordert, mit ihm zu fliehen, weil der eifersüchtige Metzger des Dorfes hinter ihm her sei. Auf den Rat des Chefs des Irgun hin machen sich die beiden mit einer ganzen Gruppe anderer Irgun-Mitglieder auf nach Europa, wo sie – ausgerechnet – Frauen nach Palästina holen sollen.
(ausführliche Besprechung unten)
Jakob Markowitz ist so unauffällig, dass ihn kaum jemand wahrnimmt, ob Mann oder – vor allem – Frau. Das hat Vorteile, etwa wenn es darum geht, für die Irgun, eine der drei militärischen Widerstandsbewegungen vor der Staatsgründung Israels, Waffen an den englischen Besatzungssoldaten vorbei zu schmuggeln. Das kann Markowitz besser als jeder andere, denn die Engländer nehmen ihn einfach nicht zur Kenntnis. Ganz anders geht es seinem Freund Seev Feinberg, der mit seinem gewaltigen Schnurrbart und seiner physischen Präsenz jedem sofort auffällt – vor allem den Frauen, mit denen der allzeit bereite Dorfcasanova freudig und genießerisch schläft. Das muss in einer engen Dorfgemeinschaft zu Problemen führen, und so wundert es Markowitz nicht, als Feinberg eines Nachts zu ihm kommt und ihn auffordert, mit ihm zu fliehen, weil der eifersüchtige Metzger des Dorfes mit geschärften Messern hinter ihm her sei. Auf den Rat des Chefs des Irgun hin machen sich die beiden mit einer ganzen Gruppe anderer Irgun-Mitglieder auf nach Europa, wo sie – ausgerechnet – Frauen nach Palästina holen sollen. Alles ist arrangiert: in Wien wartet bereits die entsprechende Anzahl weiblicher Wesen der Einreisepapiere wegen auf die Heirat, im Wissen, dass sie von ihren ihnen unbekannten Ehemännern gleich nach der Ankunft wieder geschieden werden. Und so geschieht es auch – mit einer Ausnahme: Jakob Markowitz, der ungläubig und staunend erlebt, dass das Los ihm die Frau seiner Träume beschert hat, verweigert die Scheidung und lässt sich durch nichts, aber auch gar nichts umstimmen. Nicht durch den Ärger seiner Kameraden, nicht durch den Rabbiner und nicht durch den Irgun-Chef, vor allem aber nicht durch seine Frau, die schöne Bella, die nach Palästina wollte, weil sie sich in das Gedicht eines Dichters aus Palästina verliebt hat, und nicht gewillt ist, sich mit einem unscheinbaren Bauern und dem Leben in einem unbedeutenden Dorf zufrieden zu geben …
So beginnt die junge israelische Autorin Gundar-Goshen ihren verblüffenden, saukomischen, todtraurigen und in jeder Beziehung lebensprallen Erstlingsroman, in dem sie anhand ihrer so liebenswerten wie verrückten Figuren auf gleichzeitig surreale und realistische Weise von der Staatsgründung Israels erzählt. Wie es mit den Freunden Feinberg und Markowitz, mit ihren Frauen und – keineswegs selbstgezeugten – Kindern weitergeht, das ist so sprühend und sinnlich erzählt, führt durch so viele absurde und tragische Höhen und Tiefen, dass eine einfache Nacherzählung bei weitem nicht ausreicht, um auch nur einen Eindruck von diesem wunderbar verrückten Buch zu geben. Da hilft wirklich nur eins: Selber lesen. So etwas Schönes gibt es nur ganz selten!
Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main
