Zum Buch:
Wenn mir jemand einen Roman mit dem Titel Geschichte einer Ehe empfehlen würde, dann müsste ich diese Person schon gut kennen. Und den Autor gleich dazu. Beides ist hier der Fall, auch wenn es Jahre her ist, seit ich Greers Roman Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli gelesen habe. Aber das mit Begeisterung. Seinen neuesten Roman halte ich für einen der besten aus der Feder eines US-amerikanischen Autors für das Jahr 2009, und ich kann diese Empfehlung nur dringend weitergeben.
Wir befinden uns in Kalifornien, Anfang der fünfziger Jahre. Pearlie, die Erzählerin, lebt zusammen mit ihrem Mann Holland und ihrem Sohn in einem kleinen Haus an der Bucht von San Francisco. Trotz Koreakrieg, Rassentrennung und Kommunistenwahn scheint das Leben der jungen Familie in zwar bescheidenen, aber dennoch ruhigen Bahnen zu verlaufen, bis eines Nachmittags ein Mann vor der Tür steht und sich als Hollands ehemaliger Kriegskamerad ausgibt. Schon bald muss Pearlie erkennen, dass die beiden Männer weit mehr als gemeinsame Kriegserlebnisse verbindet.
Sie steht bereits am Abgrund, da erhält sie ein vielleicht gar nicht so unmoralisches Angebot.
Andrew Sean Greer hat mit Geschichte einer Ehe einen Roman von außergewöhnlicher Dichte geschrieben, da ist kein Satz zu viel, da wird weder verschönt noch gekünstelt, die plötzlichen Wendungen sind einfach erstklassig, und am Ende möchte man nur hoffen, dass dieses Buch niemals verfilmt wird.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln