Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Abate, Carmine

Der Hügel des Windes

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Esther Hansen
Beschreibung

„Der Hügel des Windes“ erzählt ein Jahrhundert italienische Geschichte anhand eines kleinen Fleckchens Erde im Süden und seiner Bewohner.

Seit Generationen besitzt die kalabrische Familie Arcuri ein Stück Land: den Hügel Rossarco, benannt nach dem duftenden Süßklee, der ihn bedeckt. Zäh und unbeirrt halten sie an ihm fest, gehören sie doch durch seinen Besitz zu den wenigen unabhängigen Bauern in ihrer Region. Getreu ihrem Familienschwur, keine Handbreit des Bodens preiszugeben, verteidigen sie ihn gegen verlockende Geldangebote, faschistische Schläger, die Mafia – und oft auch gegen alle Vernunft.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Aufbau Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
314 Seiten
ISBN/EAN
9783351035457
Preis
19,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Carmine Abate, 1954 in Carfizzi/Kalabrien geboren, gehört der albanisch sprechenden Minderheit an. Studium in Italien, anschließend Tätigkeit als Lehrer in Italien und Deutschland. Heute lebt er in Besenello bei Bozen.

Zum Buch:

Seit hundert Jahren besitzt die Familie Arcuri an der Küste Kalabriens ein Stück Land: den Rossarco. Einen steinigen Hügel, der seinen Namen dem duftenden Süßklee verdankt, der ihn bedeckt. Der Boden ist karg und steinig, die Arcuris haben es in mühsamer Arbeit geschafft, Wein, Oliven und Gemüse anzubauen. So haben sie die Unabhängigkeit von dem die Gegend dominierenden Großgrundbesitzer Don Lico erlangt, die sie mit aller Kraft verteidigen.

Leicht ist das Leben nicht. Stolz und verbissen bearbeitet die Familie den Boden, zäh trotzt sie allen Schicksalsschlägen, entschlossen, keine Handbreit des Landes aufzugeben, Hunger und Not kennen auch sie. Nie ist ihre Existenz ungefährdet, denn der Hügel weckt Begehrlichkeiten anderer. Don Lico versucht zuerst, das Land mit Geld an sich zu bringen, als das nicht gelingt, schickt er später, als faschistischer Bürgermeister, Albertos Sohn Arturo in die Verbannung. Dessen Frau beackert das Land mit ihren zwei Kindern allein weiter. Ihr Sohn Michelangelo wird später von der N’drangheta, der kalabrischen Mafia, bedroht und muss sein Kind zu den Schwiegereltern in Turin in Sicherheit bringen. Und dann gibt es noch die Archäologen, die unter der Erde des Rossarco die antike Stadt Krimisa vermuten, und die Gerüchte von Münzfunden wecken den Neid der Dorfbewohner.

Als Greis, allein in einer Hütte auf dem geliebten Rossarco, wird Michelangelo seinem Sohn die Familiengeschichte und das Geheimnis um die beiden Toten enthüllen, die bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Hügel gefunden wurden,.

Carmine Abate bündelt ein Jahrhundert süditalienische Geschichte in einem Mikrokosmos. Weltkriege, Faschismus und Widerstand, Armut und Landflucht im Süden, die N’drangheta, alles berührt auch die Familie Arcuri und hinterlässt Spuren. Der Autor hat das Buch seinem Vater gewidmet, der ihm das Versprechen abgenommen hatte, seine Geschichte aufzuschreiben. Der schnörkellose Bericht ist fesselnd, auch wenn manches daran etwas verklärt wirkt. Man taucht in eine Landschaft ein, die gleichermaßen karg und sinnlich ist, bewohnt von Menschen die ebenso hart wie sentimental sind, und wird dabei ausgesprochen gut unterhalten.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt