Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Walser, Alissa

Am Anfang war die Nacht Musik

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wien, Januar 1777. Ein Arzt, eine blinde Patientin, ein Wunder: Mit Hilfe seiner magnetischen Methode schafft es Franz Messmer, der blinden Pianistin und Sängerin Maria die Sehkraft wiederzugeben. Ein ungeheurer Erfolg, der seiner Methode, wie er hofft, endlich die gebührende Anerkennung bringen wird. Aber die Fachwelt will es anders und löst einen Skandal aus, der Messmer aus Wien vertreibt und seine junge Patientin wieder in die vertraute Dunkelheit stürzt.

Verlag
Piper Verlag, 2011
Format
Taschenbuch
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
9783492272025
Preis
9,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Alissa Walser, geboren 1961, studierte in New York und Wien Malerei. Seit 1987 lebt sie in Frankfurt am Main. Für ihre Erzählung »Geschenkt« wurden ihr 1992 der Ingeborg-Bachmann-Preis und der Bettina-von-Arnim-Preis verliehen. 1994 erschien ihr Buch »Dies ist nicht meine ganze Geschichte«, im Frühjahr 2000 folgte der Erzählband »Die kleinere Hälfte der Welt«.

Zum Buch:

Wien, Januar 1777. Ein Arzt, eine blinde Patientin, ein Wunder: Mit Hilfe seiner magnetischen Methode schafft es Franz Messmer, der blinden Pianistin und Sängerin Maria die Sehkraft wiederzugeben. Ein ungeheurer Erfolg, der seiner Methode, wie er hofft, endlich die gebührende Anerkennung bringen wird. Aber die Fachwelt will es anders und löst einen Skandal aus, der Messmer aus Wien vertreibt und seine junge Patientin wieder in die vertraute Dunkelheit stürzt.

Alissa Walser beschäftigt sich in ihrem Roman mit dem wohl berühmtesten Arzt des 18. Jahrhunderts, Franz Messmer, dessen verblüffende Heilerfolge nach dem medizinischen Stand der Zeit nur als Wunder – oder eben als Scharlatanerie – verstanden werden konnten. Im Mittelpunkt stehen Messmer und seine junge Patientin, die begabte blinde Pianistin Maria, die von den Ärzten mit Elektroschocks, Blutegeln, Aderlässen und ähnlichem traktiert und fast zu Tode behandelt wurde. Walser beschreibt die Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, das Vertrauen, das Maria zu ihrem Arzt entwickelt, die Heilung der auf ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit zurückgehenden Blindheit und den Versuch des jungen Mädchens, gegen eine verständnislose, nur am eigenen Fortkommen interessierte Welt ihre Persönlichkeit zu behaupten. Dass dies nicht gelingt, liegt auch an Messmers Schwäche, der sich dem heraufziehenden Skandal durch die Flucht nach Paris entzieht und seine Patientin damit letztlich auch im Stich lässt.

Alissa Walser hat ein sehr vielschichtiges Buch geschrieben, das sich mit der gesellschaftlichen Verfasstheit von Gesundheit und Krankheit, Medizin und Menschenbildern genauso auseinandersetzt wie mit der Bedeutung von Beziehungen, Vertrauen und dem Zusammenspiel der fünf Sinne. Zusammengehalten werden all diese Schichten durch die berückende Sprache, in der die titelgebende “Musik” hörbar wird. “Am Anfang war die Nacht Musik” ist ein rundherum wunderbares Buch, das man wieder und wieder lesen möchte.

Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main