Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Uhly, Steven

Adams Fuge

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ein Roadmovie zwischen Epos, Multi-User-Dungeon, Thriller und elektronischer Fuge: Der Deutschtürke Adem Öztürk fährt im Auftrag des türkischen Geheimdienstes kreuz und quer durch Deutschland – Mannheim, Frankfurt, Dresden, Berlin –, um eine Gruppe Neonazis unschädlich zu machen. Sie haben ein Computerspiel ins Netz eingespeist, in dem die Türken als die neuen Juden ausgelöscht werden sollen.

Verlag
Secession Verlag für Literatur, 2011
Format
Gebunden
Seiten
270 Seiten
ISBN/EAN
978-3-905951-08-0
Preis
21,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Steven Uhly wurde am sechsten Juni 1964 in Köln geboren. Sein Vater ist Bengale aus Chittagong, seine Mutter Deutsche aus Gerolstein. Uhly wuchs mit seiner Mutter und seinem spanischen Stiefvater auf. Nach dem Abitur verbrachte er ein Jahr in Valencia (Spanien), wo er sich zum Dolmetscher und Übersetzer ausbilden ließ. Anschließend studierte er spanische, portugiesische und deutsche Literaturwissenschaften in Köln, Bonn und Lissabon. Ab 1995 erhielt Uhly ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Während dieser Zeit übersetzte er vor allem juristische Texte aus dem Portugiesischen ins Deutsche. 2002 übernahm er die Leitung des deutschen Instituts der Bundesuniversität in Belém do Pará. Er blieb viereinhalb Jahre in Brasilien. Derzeit bereitet Uhly gemeinsam mit seiner Frau die Veröffentlichung einer argentinischen Publikation zum Thema der Verschwundenen während der letzten Militärdiktatur vor. Steven Uhly lebt mit seiner Familie in München.

Zum Buch:

Ein Roadmovie zwischen Epos, Multi-User-Dungeon, Thriller und elektronischer Fuge: Der Deutschtürke Adem Öztürk fährt im Auftrag des türkischen Geheimdienstes kreuz und quer durch Deutschland – Mannheim, Frankfurt, Dresden, Berlin –, um eine Gruppe Neonazis unschädlich zu machen. Sie haben ein Computerspiel ins Netz eingespeist, in dem die Türken als die neuen Juden ausgelöscht werden sollen.

Auf seiner Irrfahrt wird Adem Öztürk, der als Agent jetzt nach der Familie seiner deutschen Mutter Adam Imp heißt, sehr schnell klar, dass er zum Spielball verschiedenster Geheimdienste geworden ist. Seit seiner Kindheit mit einem gewalttätigen türkischen Vater und einer fliehenden deutschen Mutter auf der Suche nach dem eigenen Selbst, spiegelt sich diese innere Zerrissenheit für den 26-Jährigen jetzt auch im Außen. Das surreale Spiel des Autors mit Sprache, Wahrnehmung und Identität ist meisterhaft und macht den Text beim Lesen zu einem Vexierspiegel, der alles Sinnhafte in Ungreifbares verwandelt. Greifbar ist und bleibt nur die Gewalt, die so alt ist wie die Menschheit. Uhly führt sie vor, zeigt sie in Thema, Variation und Durchführung, alle ihre Spielarten, eine imposante Kakophonie. Der wirkliche Tod ist konsequenterweise noch ihre harmloseste Variante, die einzige Form der Gewalt, der man vielleicht einen Sinn zuerkennen könnte, denn er löscht das aus, was am meisten quält: die Frage nach dem Ich. Doch in der Welt, in der sich die virtuelle Realität mit der des Alltags mischt, ist er weder für Adem noch für Adam zu haben.

“Adams Fuge” ist für den Alfred-Döblin Preis 2011 nominiert, der Roman wurde in den Tagesthemen im Rahmen der Integrationsdebatte vorgestellt, Günter Grass hat ihn bereits kommentiert. Nähme man die warnende Stimme des Erzählers vor der Verführung durch allzu präsente Wahrheiten ernst, könnte man bei so viel Medienaufmerksamkeit als Leser vorsichtig werden. Aber es ist tatsächlich ein grandioser Roman eines Autors, der sich traut, Salzfinger in Wunden zu legen, um den Schmerz bewusst werden zu lassen.

Susanne Rikl, München