Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Tyler, Anne

Eine gemeinsame Sache

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Michaela Grabinger
Beschreibung

Kleine Gefälligkeiten und kleine Grausamkeiten – genau so funktioniert es in einer Familie! Das ist bei den Garretts nicht anders. Mit wenigen Strichen zeichnet Anne Tyler charakteristische Porträts von Familienmitgliedern, deren Eigenarten dann in Enkeln, Nichten oder Neffen wieder auftauchen, egal wie weit Geschwister, Cousins und Cousinen emotional und räumlich voneinander entfernt sind. Eine genau beobachtete Familiengeschichte, bei der die tolerante Distanz im erzählerischen Tonfall ungemein wohltut.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kein & Aber Verlag, 2022
Format
Gebunden
Seiten
352 Seiten
ISBN/EAN
978-3-0369-5875-0
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Anne Tyler, geboren 1941 in Minneapolis, Minnesota, ist die Autorin von zahlreichen Romanen. Sie erhielt den Sunday Times Award für ihr Lebenswerk sowie den Pulitzerpreis. Sie ist Mitglied der American Academy und des Institute of Arts and Letters. Bei Kein & Aber erschienen mehrere Romane von Anne Tyler. Mit ihrem Roman Der leuchtend blaue Faden stand sie auf der Shortlist des Man Booker Prize und des Women´s Prize for Fiction, mit Der Sinn des Ganzen auf der Longlist des Booker Prize. Anne Tyler lebt in Baltimore.

Zum Buch:

Kleine Gefälligkeiten und kleine Grausamkeiten – genau so funktioniert es in einer Familie! Das ist bei den Garretts nicht anders. Mit wenigen Strichen zeichnet Anne Tyler charakteristische Porträts von Familienmitgliedern, deren Eigenarten dann in Enkeln, Nichten oder Neffen wieder auftauchen, egal wie weit Geschwister, Cousins und Cousinen emotional und räumlich voneinander entfernt sind. Eine genau beobachtete Familiengeschichte, bei der die tolerante Distanz im erzählerischen Tonfall ungemein wohltut. Mercy ist eine Mutter, die lieber malt als zu kochen. Zu einem kunstvollen Dessert würde sie sich noch hinreißen lassen, aber die alltägliche Organisation von Essbarem überlässt sie gerne ihrer Ältesten Alice, die diese Rolle gewissenhaft ausfüllt und später mit drei Kindern einen geordneten Familienalltag vorweisen kann. Seltsam, dass Candle, Alice’ Jüngste, fast so gerne über die Stränge schlägt wie Alice’ Schwester Lily und Lilys Tochter Serena wiederum so konzentriert an einem geregelten Familienleben arbeitet wie ihre Tante Alice. Dabei stehen die drei Geschwister Alice, Lily und David kaum noch in Kontakt, nachdem sie ihr Elternhaus hinter sich gelassen haben.

Und trotzdem wissen alle, dass Mercy inzwischen in ihr Atelier gezogen ist, dass man dies aber in den seltenen Familienrunden nicht aussprechen darf. Und weil Eddie, Candles Bruder, seine große Liebe Claude noch niemandem vorgestellt hat, tun ihm alle den Gefallen und schweigen bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen man sich sieht, darüber, dass er mit diesem sanften Mann zusammenlebt. Mit derart rücksichtsvollem Verhalten schlittert der Familienverbund an so manch klärender Aussprache, aber auch an einigen handfesten Auseinandersetzungen vorbei. So ist es eben bei den Garretts. Die Freude an den Enkeln, der Schmerz, wenn das letzte Kind das Elternhaus verlässt, das Bedürfnis nach Einsamkeit und Stille nach kräftezehrenden Jahren der Ehe oder nach einem neuen Lebenspartner nach dem Tod des alten – das eine oder andere kommt einem bekannt vor. Es ist die Empathie, die wie ein zarter Windhauch in einzelnen Beobachtungen erspürt werden kann; sie macht diesen Roman von Anne Tyler so besonders.

Susanne Rikl, München