Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Tsvetkov, Yanko

Atlas der Vorurteile

Untertitel
Beschreibung

Aus der Sicht der USA unterteilt sich Nordamerika in drei große Schichten. Der ganze Norden steht für Pelzjäger, Amerika ist das Superland und alles, was darunter liegt, steht für Hausangestellte. So steht es jedenfalls im Atlas der Vorurteile, einer bunten Mischung aus Gemeinplätzen, Stereotypen und Klischees, die es aber allesamt faustdick hinter den Ohren haben. Da es sich um eine Satire handelt, darf auch tüchtig gelacht werden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Knesebeck Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
79 Seiten
ISBN/EAN
9783868735925
Preis
16,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Yanko Tsvetkov wurde 1976 in Varna, Bulgarien geboren, besuchte eine deutsche Sprachschule, absolvierte eine Ausbildung zum Kameramann und beschäftigte sich intensiv mit Fotografie, Illustration und Grafikdesign. Er hat mehrere Kontinente bereist und 2009 sein Projekt „Mapping Stereotypes“ gestartet, welches ihn binnen eines Jahres weltweit berühmt machte.

Zum Buch:

Als 2009 Russland der Ukraine den Gashahn zusperrte, weil man sich im Kreml mal wieder über deren pro-westliche Regierung geärgert hatte, zeichnete der Illustrator und Kameramann Yanko Tsvetkov eher aus einem Jux heraus eine Karte von Europa im Januar 2009, die er auf einer Foto-Sharing-Website für seine Freunde veröffentlichte. So entstand die erste Karte seines „Mapping Stereotypes Project“, welches heute über vierzig verschiedene Karten aufweist und in großen Zeitungen rund um den Globus erschienen ist.

Jetzt gibt es zum ersten Mal die Buchversion, in der alle Karten zusammengefügt sind, und so lernt man unter anderem, dass aus der Sicht der Franzosen Schweden „Fleischballfresser“, Griechen „Haarige Krachmacher“ und Polen „Klempner“, aus der Sicht der Polen Briten „Gottlose Verräter“ und Finnen „Wodkasüchtige“ sind, wie die Diktaturen der Welt im Jahr 2010 aus der Sicht der USA aussehen (Nordafrika: Freundliche Diktatoren, Schwarzafrika: Irgendwelche Diktatoren, Lateinamerika: Könnte Ärger geben) und wie der Arabische Frühling 2011 (Ägypten = Hipster) und wie er 2012 aussah (Ägypten = Militärdiktatur). Und wenn man sich eben noch über die Sichtweise von schwulen Männern oder die Welt aus der Sicht Israels amüsiert hat, dann bleibt einem vielleicht schon zwei Seiten weiter wieder das Lachen im Halse stecken, denn man könnte sich dabei ertappt haben, dass das, was hier auf komische Weise überspitzt dargestellt wird, im Grunde den eigenen Vorurteilen entspricht – was ja nicht schlimm ist, denn Schubladen sind ja sind dazu da, um sie wieder aufzumachen. Tsvetkovs Atlas ist eine Satire auf hohem Niveau, für die er einiges an Recherchearbeit zu bewältigen hatte, aber auch, wie er in seinen überaus komischen und spitzzüngigen Texten schreibt, nicht wenig Hilfe von Freunden und Bekannten aus dem Ausland erhielt, die ihm kurzerhand ihre jeweiligen Sichtweisen erzählten. Auf alle Fälle ist der „Atlas der Vorurteile“ ein Buch für die langweiligen grauen Tage, die unweigerlich kommen werden, und außerdem ein absoluter Geschenktipp.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln