Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Tschinag, Galsan

Eine tuwinische Geschichte

Untertitel
und andere Erzählungen
Beschreibung

Wer Galsan Tschinag noch nicht kennt, sollte sich diesen Erzählungsband gönnen. Das Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa entführt seine Leser mitten hinein in das Altai-Gebirge und lässt sie aus nächster Nähe erleben, wie es ist, durch Blitz und Donner zu reiten, einen Wolfsvater aus dem Bau fort von seinen Welpen zu zerren, mit einem Jungen im bittersten Schneesturm ein neugeborenes Lämmchen in den Hirtensack zu stecken.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
A1 Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
144 Seiten
ISBN/EAN
978-3-940666-34-5
Preis
16,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Galsan Tschinag wurde Anfang der Vierzigerjahre als Sohn einer Nomadenfamilie im Altai geboren. Von 1962 bis 1968 studierte er Germanistik in Leipzig. Nach seiner Rückkehr lehrte er Deutsch an der Universität in Ulaanbaatar. Seit 1991 ist er freier Schriftsteller, der seine Erzählungen, Gedichte und Romane vorwiegend in deutscher Sprache schreibt. Galsan Tschinag ist Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa. Er lebt in Ulaanbaatar, verbringt aber auch mehrere Monate im Jahr im Altai-Gebirge.
1992 erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Preis, 1995 den Puchheimer Leserpreis und 2001 den Heimito-von-Doderer-Preis. 2002 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 2008 wurde er mit dem Literaturpreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.

Zum Buch:

Wer Galsan Tschinag noch nicht kennt, sollte sich diesen Erzählungsband gönnen. Das Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa entführt seine Leser mitten hinein in das Altai-Gebirge und lässt sie aus nächster Nähe erleben, wie es ist, durch Blitz und Donner zu reiten, einen Wolfsvater aus dem Bau fort von seinen Welpen zu zerren, mit einem Jungen im bittersten Schneesturm ein neugeborenes Lämmchen in den Hirtensack zu stecken.

Ausgerechnet mit dem alten Dshaniwek, von dem die Leute nichts Gutes zu erzählen haben, geht der Erzähler auf Wolfsjagd und gerät mit ihm in ein lebensbedrohliches Gewitter auf offener Steppe. Durchnässt und froh, überlebt zu haben, suchen die beiden Reiter Schutz in einem Seitental unter einem überhängenden Felsen. Dort stellt der Jüngere dem Älteren die entscheidende Frage und der ehemalige Lehrer und jetzige Kamelzüchter Dshawinek erzählt die Geschichte seines Lebens, die sich um den Tod seines unehelichen Sohnes Bajnak rankt. Eine wahrhaft “tuwinische Geschichte”! Genauso wie die von “Bisen”, dem Hirtenjungen, der mit seinem Hund Mänkir die Schafe und Zicklein seines Vaters hütet und in einen unerbittlichen Schneesturm gerät. Oder die des Schafhirten Belek, dem seine Einfalt und Furcht im Weg stehen, bis ihm im hohen Alter ein “verspätetes Jagdglück” zuteil wird. Und in “Stimmen der Verwandelten” schließlich lässt ein Schamane, einem Abgesang gleich, die Toten zu den Lebenden sprechen.

Tschinags Geschichten dringen mit ihren kraftvollen Bildern mitten ins Herz des Lesers. Sie zeigen uns, dass in einem völlig anderen, uns fremden Kulturkreis, in dem die Natur noch das Leben der Menschen bestimmt, die Ängste, Hoffnungen und Verletzungen die gleichen sind wie in unserer hochindustrialisierten Gesellschaft. Ein kurzer Hinweis noch für passionierte Tschinag-Leser: Die hier veröffentlichten Geschichten finden sich auch in dem Erzählungsband “Mein Altai” von 2005, der ebenfalls im A1 Verlag erschienen ist.

Susanne Rikl, München