Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Tóibín, Colm

Brooklyn

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini
Beschreibung

Die junge Irin Eilis Lacey wandert um 1950 nach Amerika aus, um in Brooklyn eine neue Arbeit zu finden. Doch sie passt sich nur langsam an das neue Leben an, schließt nicht leicht Freundschaft. Ganz allmählich gewinnt sie Selbstvertrauen und merkt, dass sie zu einer selbständigen, erwachsenen Person geworden ist. Der preisgekrönte Autor Colm Tóibín beschreibt eindrucksvoll ein klassisches Schicksal einer Emigration, den Werdegang einer ganz normalen Frau – ganz und gar aus ihrer Perspektive gesehen.
(Klappentext)

Verlag
Hanser Verlag, 2010
Format
Gebunden
Seiten
304 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-23566-3
Preis
21,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Colm Tóibín wurde 1955 in Irland geboren. Bereits sein erster Roman Der Süden (1994) wurde von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Danach erschienen Flammende Heide (1996) und bei Hanser Die Geschichte der Nacht (Roman, 1999), Das Feuerschiff von Blackwater (Roman, 2001), der Henry-James-Roman Porträt des Meisters in mittleren Jahren (2005) und Mütter und Söhne (Erzählungen, 2009). Seine Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. “Das Brooklyn der fünfziger Jahre, atmosphärisch dicht beschrieben, wird dem Leser im Gedächtnis bleiben.” Marko Martin, Cicero

“Colm Toibins Roman “Brooklyn” berührt durch seine ruhige Beobachtungsprosa. Keine literarische Sozialstudie, keine Einwanderererzählung, und auch kein Liebesroman; Toibin hat Elemente dieser Typen verwoben zu einer Aufzeichnung darüber, wie sich der innere Blick auf die Dinge verändert, sobald man seine eigenen Erwartungen kennt.” Mara Delius, Die Welt

Zum Buch:

Es sind die frühen 1950er Jahre in Enniscorthy, Südirland. Die Wirtschaft stagniert, Arbeitsplätze gibt es nicht, und so sind die älteren Brüder von Eilis Lacey, der Hauptfigur in Tóibíns neuestem Roman, nach England gegangen, um dort zu arbeiten. Zurück bleiben die Mutter und die erwachsenen Töchter Eilis und Rose. Rose ist nicht nur die schönste Frau des Ortes, sie hat auch einen Arbeitsplatz als Buchhalterin und finanziert mit ihrem Einkommen die Familie. Ein Bekannter der Eltern, jetzt Pfarrer in der irischen Gemeinde in Brooklyn bietet Rose an, Eilis eine Stelle und Unterkunft in den USA zu besorgen. Rose akzeptiert, und Eilis wandert aus, wissend, dass sie damit stellvertretend den Lebenstraum der bewunderten Schwester verwirklicht.
In Brooklyn wohnt sie bei einer irischen Zimmerwirtin, wird in die irische katholische Gemeinde integriert und arbeitet als Verkäuferin in einem irisch-amerikanischen Kaufhaus. Nach und nach wird das feste Gefüge um Eilis aufgebrochen. Tóibín setzt thematische Akzente: erste Kontakte außerhalb der irischen Gemeinde; Eilis‘ Erkenntnis, durch ihre Auswanderung für die in Irland Zurückgebliebenen attraktiv geworden zu sein; und natürlich die Erfahrung einer Gesellschaft im Aufbruch, deren Perspektiven und (moralischen) Werte oft das glatte Gegenteil dessen sind, was sie kannte. Während sich Tóibín in der ersten Romanhälfte Zeit für sehr genaue kleinteilige Beschreibungen nimmt – die bewunderte Schwester, die von der Chefin streng reglementierte Arbeit in einem kleinen Lebensmittelgeschäft und die quälende Überfahrt über den Atlantik in der dritten Klasse – ist der zweite Teil stärker der inneren Entwicklung der Romanheldin gewidmet. Großartig ist dabei der Rahmen: die Schilderung Brooklyns, die vollkommen ohne „Touristisches“ auskommt. Für Eilis steht im Mittelpunkt: Heimweh, Fleiß, Fremdsein, die emotionale und praktische Abhängigkeit von der irischen Gemeinde und zugleich die ungeheure Ausweitung des Horizonts.
Voller Nuancen entsteht in diesem Roman das melancholisch-feine Porträt einer jungen Frau. Fast nebenbei aber eben auch eine Erzählung von Emigration, Brooklyn in den 1950er Jahren und von der einflussreichen Rolle der Katholischen Kirche in diesem Beziehungsgeflecht. (CB)

Claudia Biester, Offenbach am Main