Zum Buch:
Im Oktober 1974 geht der zwölfjährige Paul Neumann nicht in die Schule, sondern versteckt sich im Keller des elterlichen Hauses, um seiner Lehrerin einen Brief zu schreiben. Anlass ist eine Hausaufgabe: die Lehrerin hatte den Kindern am ersten Schultag nach den Herbstferien aufgegeben, eine Geschichte zu schreiben, in der die Begriffe Fußball, Teppich, Katze, Buch und Waschmaschine vorkommen sollten. Eine ganz normale Hausaufgabe, könnte man glauben. Aber für Paul verweisen genau diese Wörter auf das schreckliche Geheimnis, das er seit dem Sommer mit sich herumträgt: auf das „Verbrechen“, das er begangen hat. Darauf, dass er schuld daran ist, „dass jemand gestorben ist.“ Und deshalb schreibt er für seine Lehrerin jetzt all das auf, was in diesem Sommer passiert ist und zu diesem schrecklichen Ende geführt hat. Er erzählt ihr von Kolja, dem anarchistischen Taxifahrer, der seine Mutter mit auf geheimnisvolle nächtliche Fahrten nimmt, von Tante Rotraud, der Feministin mit dem wunderbaren Busen, vom schweigsamen Emil Bartholdy, der für seine Schildkröte keinen Namen findet, von Frau Schellack und ihrem Waffenhändler, von der drohenden Trennung der Eltern. Und natürlich spielen in seiner Erzählung auch all die Begriffe eine wichtige Rolle, die die Hausaufgabe verlangt, also neben dem Fußball auch der Teppich, die Katze, das Buch und die Waschmaschine. Was es damit auf sich hat, kann hier nicht verraten werden. Nur so viel, weil der Titel es hergibt: der Teppich ist ein Flokati und das Buch von Arno Schmidt.
Martin Schults Roman über den Fußballsommer 1974 und die Schuldgefühle eines Zwölfjährigen ist ein einziges ungetrübtes Vergnügen, vergleichbar mit Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“. Auch hier stellt der Kinderblick auf die großen Fragen des Lebens – Recht und Unrecht, Schuld und Verantwortung – und das so rätselhafte wie absurde Verhalten der Erwachsenen und Jugendlichen in seiner Umgebung unsere gewohnte Sichtweise in Frage. Auch hier ist die Mischung aus Komik und Tragik, Witz und Ernst perfekt gelungen, und auch hier weiß man manchmal nicht, ob die Tränen, die man sich bei der Lektüre gelegentlich aus den Augen wischen muss, wirklich nur vom Lachen kommen. Unbedingt lesen!
Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main