Zur Autorin/Zum Autor:
Wolfgang Schorlau war Manager in der Computerindustrie. Er lebt und arbeitet heute als freier Autor in Stuttgart. 2006 wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.
Freiburg in den späten 1960er Jahren: Im Stadtteil Herdern stehen die Villen der Fabrikbesitzer. In einer von ihnen hat man den Eisenbahner-Waisenhort untergebracht. Für zwei Jungen, Alexander und Paul, öffnen sich ein paar Sommer lang die Grenzen zwischen Arm und Reich. Ein Roman über Ideale, große Träume, Freundschaft, deutsche Rebellion und was davon übrig geblieben ist.
(ausführliche Besprechung unten)
Freiburg in den späten 1960er Jahren: Im Stadtteil Herdern stehen die Villen der Fabrikbesitzer. In einer von ihnen hat man den Eisenbahner-Waisenhort untergebracht. Für zwei Jungen, Alexander und Paul, öffnen sich ein paar Sommer lang die Grenzen zwischen Arm und Reich. Ein Roman über Ideale, große Träume, Freundschaft, deutsche Rebellion und was davon übrig geblieben ist.
Alexander blickt oft vom Fenster des Elternhauses hinüber zum Waisenhaus. Eines Abends sieht er dort einen Jungen auf der Wiese, der an einen Baum gelehnt in der Dämmerung eine Zigarette raucht. Dann vergräbt er etwas. Für Alexander, den behüteten Fabrikantensohn, ist dieser Anblick der Inbegriff von Freiheit.
Paul hat einen Revolver vergraben, mit dem er Mompel einschüchtern will. Mompel ist der Fette im Waisenhaus, der alle zusammenschlägt, die nicht machen, was er will. Pauls Freiheit hat Grenzen.
Alexander und Paul suchen und finden sich. Sie hören die Stones, engagieren sich bei den Freiburger Straßenbahnkämpfen und verlieben sich in das gleiche Mädchen: Toni. Aus wechselnden Perspektiven erzählt, springt der Roman nicht nur zwischen den jungen Leuten dieser Dreiecksbeziehung, sondern auch in der Zeit hin und her: aus den späten 60ern und frühen 70ern mitten hinein in die Gegenwart. Und wieder zurück. Was ist aus den gemeinsamen Unternehmungen von Toni, Paul und Alexander übrig geblieben, was aus ihren Träumen geworden? Wie leben sie mit ihren Erinnerungen, mit den Idealen von einst, mit dem Wunsch, etwas zu verändern in der Gesellschaft, im eigenen Leben?
Schorlau, der Autor der Dengler-Krimis, holt seine Leser hinein in das Leben dieser Figuren. Ich war plötzlich mittendrin in den späten 60ern, fühlte mich wie eine der aufbegehrenden Heranwachsenden, die nach mehr Demokratie und Bildung für alle schrien. Obwohl ich das selbst nicht erlebt habe. Ein Stück deutsche Geschichte, ein Stück Demokratiegeschichte, das Kämpfen für Ideale, das uns verloren gegangen ist – in diesem Roman kann man die Spur wieder aufnehmen.
Susanne Rikl, München