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Autor
London, Jack

Mord auf Bestellung

Untertitel
Agententhriller. Aus dem Amerikanischen von Eike Schönfeld
Beschreibung

Eine Attentatsagentur. Sieben sympathische Killer. Und derjenige, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Agentur zu zerschlagen, findet sich unversehens an deren Spitze und Leitung wieder, um die Verfolgung und Tötung des Mannes zu organisieren, der die Agentur ins Leben gerufen hat: seinem zukünftigen Schwiegervater. Eine Geschichte über Moral und darüber, was man wirklich zu tun bereit ist, wenn es darauf ankommt. Gutes Buch.
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Verlag
Manesse Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
272 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7175-2426-7
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Jack London wird am 12. Januar 1876 in San Francisco geboren und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er schlägt sich als Fabrikarbeiter, Austernpirat, Landstreicher und Seemann durch, holt das Abitur nach, beginnt zu studieren, geht dann als Goldsucher nach Alaska, lebt monatelang im Elendsviertel von London, gerät als Korrespondent im russisch-japanischen Krieg in Gefangenschaft und bereist die ganze Welt. Am 22. November 1916 setzt der berühmte Schriftsteller auf seiner Farm in Kalifornien seinem zuletzt von Alkohol, Erfolg und Extravaganz geprägten Leben ein Ende.

Zum Buch:

Ganz zu Anfang hatte es sich der schwerreiche und prinzipientreue New Yorker Erbe Winter Hall zur Aufgabe gemacht, die Menschheit um wenigstens ein Übel zu erleichtern und eine weltweit und für viel Geld operierende Attentatsagentur zur Strecke zu bringen. Angeführt wird die Agentur von Ivan Dragomiloff, hochintelligent, charismatisch, zwielichtig und äußerst gefährlich. Die sieben Mitglieder der Agentur sind allesamt eiskalte Killer, die sich, wie Hall, mittlerweile etwas aus dem Konzept gebracht, feststellen muss, eher wie höfliche Herren mittleren Alters gebärden, die allzu gerne in lockerer Runde die Beine übereinanderschlagen und über philosophische Fragen plaudern. Hall bleibt zunächst standhaft. Bis sich mit einem Schlag seine Welt verkehrt und er sich ernsthaft fragen muss, ob sich seine Vorstellung von Moral und Gerechtigkeit wirklich so sehr von derjenigen Dragomiloffs unterscheidet, denn nicht nur, dass er vorhat, demnächst dessen Tochter zu heiraten, er wird inzwischen auch wegen Mordes von der Polizei gesucht und befindet sich unversehens als kommissarischer Sekretär an die Spitze der Agentur gesetzt – um seinen zukünftigen Schwiegervater von den übrigen Mitgliedern quer durch die USA jagen und töten zu lassen.

Das ist der Plot dieser an unvorhersehbaren Wendungen reichen Geschichte, deren Idee Jack London, auf der Spitze seines Ruhms, für ein paar Dollar dem damals noch völlig unbekannten (und mittellosen) Sinclair Lewis abkaufte. Doch nach zwanzigtausend Wörtern geriet selbst der große Jack London in Bredouille. Er wisse beim besten Willen nicht, wie er weiter mit dem Text umgehen solle, worauf ein leicht gekränkter Sinclair zu bedenken gab, ob es nicht daran liegen könne, dass in der Geschichte zu viel Phantasie und zu wenig Jack London stecke. Ein zur damaligen Zeit gefeierter Kriminalautor hat das unfertige Manuskript 1963 in Londons Nachlass entdeckt und schließlich vollendet – was man aber schon wissen muss, denn bemerkbar macht sich das nicht. Der Roman behält bis zum Schluss den bissig-kritischen Ton bei, für den Jack London bekannt ist, die ausgefeilten Dialoge gehen runter wie Butter, und überhaupt liest sich das Buch, wenn auch als Kriminalroman oder meinetwegen Agententhriller konzipiert, eher wie eine äußerst gelungene Gesellschaftssatire.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln