Zum Buch:
In Wie das klingt! gibt es wirklich was zu entdecken für Kleine und Große. Hier haben sich zwei Autoren, die beruflich in unterschiedlicher Weise mit Musik zu tun haben, und zwei polnische Illustratoren so ausführlich mit Tönen beschäftigt, dass es eine helle Freude ist. Wie entstehen eigentlich Geräusche? Wie orientieren sich Fledermäuse in vollständiger Dunkelheit, sehen sie vielleicht mit den Ohren? Wie gelangt der Schall durch unser Gehör und wird in unserem Kopf zu Musik oder zu Krach? Ab wann empfinden wir Geräusche als Musik? Und wie ist es dem Menschen gelungen, die Musik, die es schon eine halbe Ewigkeit gibt, der Vergänglichkeit zu entreißen, indem er den Plattenspieler erfand?
Libera und Mendyk haben aberwitzige Geschichten zusammengetragen: z.B. die von einem russischen Komponisten namens Arseni Awraamow, dessen Orchester aus den Sirenen von Marineschiffen, aus Nebelhörnern und einer Maschinengewehr-Division bestand, die er mit Flaggen statt Taktstock vom Ufer des Kaspischen Meers aus dirigierte. Und sie erzählen von Brian Eno, einem „Starmusiker“, der irrsinnig stolz darauf war, kein Musiker zu sein, und trotzdem die Musikgeschichte beeinflusste und Konzerte mit anderen Nicht-Musikern arrangierte, die Gebrauchsgegenstände in Musikinstrumente verwandelten. Wir erfahren vom französischen Toningenieur und Komponisten Pierre Schaeffer, der 1948 im französischen Rundfunk sein „Concert de bruits“ für Eisenbahnen, Brummkreisel und Töpfe vorstellte.
Es gab aber auch Gegner der Alltagsgeräusche, wie z.B. den kanadischen Klangforscher Raymond Murray Schafer, der in einem bekannten Aufsatz 1973 dafür plädierte, Umweltgeräusche so weit wie möglich zu reduzieren. Er zog gegen Presslufthämmer, Autogeräusche und andere Krachmacher ins Feld, damit es wieder möglich wäre, die Sinfonie des Universums zu hören, also Wasserrauschen oder das Säuseln des Windes.
Ein bisschen traurig, aber besonders anrührend fand ich die Geschichte mit der Überschrift „Musiker sind Hinhörer “: Der britische Komponist Gavin Bryars wurde bekannt durch das Stück „Jesus’ Blood Never Failed Me Yet“, das er gar nicht selbst geschrieben hatte, sondern das aus einem zufälligen Mitschnitt bestand. Ein anonymer Obdachloser hatte dieses Lied im Regen nur für sich selbst gesungen, und Bryars hatte eine Endlosschleife dieses Gesangs mit Orchesterbegleitung unterlegt. Manchmal genügt es also, genau hinzuhören in seine Umgebung, empfehlen die beiden Autoren.
Und weil die meisten Anekdoten über Klänge und kuriose Arten von Musik sofort die Neugier wecken, gibt es auf der Webseite www.wiedasklingt.de ganz viele Beispiele und Links zum Anhören. Wunderbare und wichtige Bestandteile dieses Buches sind außerdem die fantasievollen Illustrationen von Aleksandra und Daniel Mizielinski, die so manche Geschichte auch für jüngere Kinder greifbar machen. Wie das klingt! ist eine große Schatzkiste voller Geschichten über Töne, Klänge und Musik!
Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt