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Autor
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wenn man sich im Westerwald auf die Suche nach Alaska macht und statt dessen auf drei freundliche, buddhistische Mönche stößt, dann steckt man mitten in Mariana Lekys Roman Was man von hier aus sehen kann.

Mit diesem klugen, leisen Roman kann man sicher sehr unterschiedlichen Menschen eine Lesefreude bereiten, er ist etwas Besonderes und wie gemacht für ein dunkles Winterwochenende.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
DuMont Buchverlag, 2017
Format
Gebunden
Seiten
320 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8321-9839-8
Preis
20,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Mariana Leky, geboren 1973 in Köln, studiert nach einer abgebrochenen Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Ihre Erzählungen gewannen schon Preise beim Allegra-Wettbewerb und beim Niedersächsischen Literaturwettbewerb Junge Literatur. 2003 erhielt sie den Förderpreis Literatur des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Zum Buch:

Wenn man sich im Westerwald auf die Suche nach Alaska macht und statt dessen auf drei freundliche, buddhistische Mönche stößt, dann steckt man mitten in Mariana Lekys Roman Was man von hier aus sehen kann.

Der umsichtige Optiker liebt Selma, die aussieht wie Rudi Carell, was lange keinem auffällt. Elsbeth hat diverse Mittelchen gegen Gicht, Gedächtnisverlust oder unliebsamen Besuch, beim Einzelhändler gehen schon mal neun Ringe Fleischwurst aufs Haus, wenn der Anlass traurig genug ist, und um die ruppige, depressive Marlies kümmert sich eigentlich das ganze Dorf. Und genau diese Verbundenheit einer Dorfgemeinschaft trägt durch die Geschichte, die uns Luise, anfangs 10 Jahre alt, aus ihrer Sicht erzählt. Neben einer Mutter, die eigentlich nie zuhört , weil sie sich unentwegt mit der Frage beschäftigt, ob sie ihren Mann verlassen soll, und einem Vater, der ständig alle ermahnt, doch endlich die Welt hereinzulassen, bis er sich selbst auf die Reise macht, gibt es für Luise vor allem ihren besten Freund Martin, ihre Großmutter Selma und den heimlich verliebten Optiker. Martin will später auf jeden Fall Gewichtheber werden und trainiert dafür, wann immer er kann. In Ermangelung dickerer Äste stellt sich Luise ihrem Freund dazu immer wieder gerne zur Verfügung.

„Selma hatte in ihrem Leben dreimal von einem Okapi geträumt und jedes Mal war danach jemand gestorben …“ Dass diese beiden Ereignisse nicht ursächlich zusammenhängen können und eigentlich auch niemand im Dorf wirklich abergläubisch ist, führt nicht zu einer Entspannung der Lage. Wen es treffen wird, weiß man natürlich nicht, und schon deshalb versucht fast jeder im Dorf, in den 24 Stunden nach Selmas Traum allen Gefahren aus dem Weg zu gehen: Dachziegel, morsche Bretter und eigentlich gutartige Kühe kommen dabei als Gefahr ebenso in Betracht wie schwere Lampenschirme oder greise Dackel. Das Bedürfnis ist groß, lange Geheimgehaltenes zu beichten – Gutes wie Schlechtes –, so dass es nach Selmas Okapi-Träumen schon zu Hochzeiten und Scheidungen kam. Aufgeschriebene verschwiegene Wahrheiten werden allerdings am darauf folgenden Morgen – wenn die vermeintliche Gefahr vorüber ist – auch gerne vom Empfänger ungelesen wieder aus dem Briefkasten gefischt.

Mit fein gezeichneten sprachlichen Bildern und lakonisch zurückhaltendem Humor begleitet die Autorin ihre Figuren über 25 Jahre. Lekys Sprache ist dabei so lebendig und originell, dass man keine Angst vor Kitsch oder aufdringlichem Pathos haben muss. Was man von hier aus sehen kann ähnelt einem freundlichen, warmherzigen Menschen, den man einfach gerne um sich hat. Mit diesem klugen, leisen Roman kann man sicher sehr unterschiedlichen Menschen eine Lesefreude bereiten, er ist etwas Besonderes und wie gemacht für ein dunkles Winterwochenende.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt