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Autor
Lansdale, Joe R.

Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch
Beschreibung

Dies ist die halbwahre Geschichte eines jungen Farbigen, der in den Nachwehen des Amerikanischen Bürgerkriegs durch einen dummen Zufall zur Flucht gezwungen wird und dabei die unglaublichsten Abenteuer zu überstehen hat.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Tropen Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
477 Seiten
ISBN/EAN
978-3-608-50140-7
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Joe R. Lansdale, geboren 1951 in Gladewater in Texas, hat mehr als ein Dutzend Romane geschrieben, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, u. a. den American Mystery Award, den Edgar Award, neun Bram Stoker Awards und den Britischen Fantasy Award. Seine Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in ­Nacogdoches, Texas.

Zum Buch:

East-Texas. Zwar ist der Amerikanische Bürgerkrieg längst beendet und ehemalige Sklaven dürfen sich im ganzen Land wie freie Menschen bewegen. Doch bedeutet das für einen Farbigen noch lange nicht, dass er ungestraft den Hintern einer weißen Frau angaffen darf. Besonders nicht in den Südstaaten. Ganz besonders nicht in East-Texas.

Der neunzehnjährige Willie Jackson befindet sich auf dem Weg zum Gemischtwarenladen, um für seinen Vater Mehl zu besorgen, als sein Blick rein zufällig auf die junge Mrs. Ruggert fällt, genau in dem Moment, als die sich beim Wäschewaschen vornüber beugt. Willie denkt sich nichts dabei. Er will schon weitergehen, da sieht er einen dicken Mann zur Hintertür heraustreten, der nur Hose und Stiefel trägt und ihn mit hasserfüllten Augen anstarrt: Mr. Ruggert.

Nach einem kurzen Moment der Starre, geschehen drei Dinge fast gleichzeitig: Die junge Frau dreht sich um und überhäuft Willie mit übelsten Flüchen. Mr. Ruggert stürmt ins Haus zurück, wahrscheinlich, um sich eine Flinte zu schnappen. Willi lässt den Mehlsack fallen und nimmt die Beine in die Hand.

Was nun beginnt, ist die atemberaubende Geschichte einer Flucht, in deren Verlauf Willie die verbrannte Leiche seines Vaters begräbt, ein Pferd stiehlt, von einem alten Haudegen in der Kunst des Schießens und Reitens sowie in Tomatenaufzucht und klassischer Literatur unterwiesen wird, in die Armee eintritt, mit Indianern kämpft, desertiert, ein halbes Dutzend chinesische Huren rettet, als Rausschmeißer, Rattenfänger und Spucknapfentleerer arbeitet, die Liebe seines Lebens kennenlernt, nackt in eine blutende Kuhhaut eingeschnürt und in der Grassteppe liegen gelassen wird, dem berühmten Wild Bill Hickok einen Drink spendiert, einen Schießwettbewerb gewinnt, einen gnadenlosen Rachefeldzug beginnt und schließlich als Deadwood Dick in zweitklassigen Groschenromanen verewigt wird.

In den letzten Jahren wurde das etwas verstaubte Genre des Real-Western mit einigen sehr guten, anspruchsvollen Romanen neu belebt und erreichte eine große Anhängerschaft von Lesern, die bisher eigentlich gar nicht auf Western standen. Ein Vertreter dieses Fachs ist Joe R. Lansdale, dessen düstere Vorgängerromane „Dunkle Gewässer“ und „Das Dickicht“ für viel Beachtung sorgten und der sich auch hier als wahrer Könner erweist. Gerade die Entscheidung, die Hauptfigur als den Ich-Erzähler Deadwood Dick auftreten zu lassen, der sich auf seine trockene, teilweise etwas ruppige Art hin und wieder auch mal direkt an den Leser wendet, verleiht diesem Roman eine ganz besonders spannende und frische Note.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln