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Autor
Kraus, Chris

I Love Dick.

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Kevin Vennemann
Beschreibung

Spricht man wohlwollend über Autorinnen, dann fallen nicht selten Sätze wie „Sie schreibt gänzlich unaufgeregt und distanziert“, ganz so, als habe man jede Autorin zunächst gegen ein grundlos wütendes oder rettungslos emotionales Schreckensbild weiblichen Schreibens zu verteidigen. Chris Kraus gibt in ihrem Roman die Angst vor diesem Vorwurf auf und damit auch jegliche Art der Selbstzügelung. Ihr Roman ist ebenso persönlich, wie er radikal emotional ist.

Verlag
Matthes & Seitz Berlin
Format
Gebunden
Seiten
296 Seiten
ISBN/EAN
978-3-95757-364-3
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Chris Kraus, 1955 in New York City geboren, ist Filmemacherin und Autorin. Index nannte sie »eine der subversivsten Stimmen der amerikanischen Literatur«. Ihre Arbeit wurde für ihre vernichtende Intelligenz, Verletzlichkeit und ihr grelles Tempo gelobt. I love Dick ist ihr wichtigstes Buch. Sie lebt in Los Angeles.

Zum Buch:

Spricht man wohlwollend über Literatur von Autorinnen, fallen nicht selten Sätze wie „Sie schreibt gänzlich unaufgeregt und distanziert“, ganz so, als habe man jede Autorin zunächst gegen ein grundlos wütendes oder rettungslos emotionales Schreckensbild weiblichen Schreibens zu verteidigen. Autorinnen (Leserinnen ebenso) wurde seit jeher vorgeworfen, das Geschriebene zu persönlich zu nehmen, die notwendig distanzierte künstlerische Haltung nicht einnehmen zu können. Mit ihrem Roman schreibt Chris Kraus gegen jegliche aus diesen Vorwürfen resultierende Selbstzügelung an. Ihr Roman ist ebenso persönlich, wie er radikal emotional ist.
Inhaltlich erzählt er von Chris Kraus und ihrem Mann Sylvère Lothringer, für die ein einziges Essen mit Dick, einem Kollegen von Sylvère, zum Ausgangspunkt für eine ebenso spielerische wie aussichtslose und radikale Liebesbesessenheit wird. Dick wird zum Adressaten zahlloser Briefe, die zunächst von dem Paar gemeinsam verfasst werden. Das Briefprojekt füllt bald das gesamte gemeinsame Leben der beiden aus, wird zum Dreh- und Angelpunkt ihre Beziehung zueinander und zur Welt. Dick selbst wird damit als Angesprochener überall präsent, wenn er auch als Person kaum auftaucht. Immer geht es in den Briefen auch darum, einen behaupteten Abstand zwischen künstlerischem Schaffen und Privatheit nicht gelten zu lassen. Chris Kraus kämpft dabei konsequent dagegen an, die Liebe zu Dick, die sie als Kunstwerk betrachtet, deswegen als nicht aufrichtig, als imaginiert bezeichnen zu lassen. Es gibt keine Grenze zwischen der schreibenden, der liebenden und der Autorin Chris Kraus. Notwendigerweise wird so auch Schizophrenie zu einem der großen Themen des Romans. Man könnte ihn als Versuchsanordnung, als Experiment absoluter Distanzlosigkeit bezeichnen, stünde man damit nicht in der Gefahr, gerade die tatsächliche Faktizität der Emotion wieder zu negieren und den Selbstschutz des rein Fiktiven wieder zu errichten. Dieser Roman ist auf allen Ebenen, stilistisch wie inhaltlich, ein Wagnis und unbedingt lesenswert.

Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt