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Autor
Kim, Anna

Der sichtbare Feind

Untertitel
Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit. Unruhe bewahren
Beschreibung

Sind wir uns darüber im Klaren, dass wir gerade unsere Freiheit und unsere Autonomie einer größeren Effizienz und scheinbaren Sicherheit opfern? Die neuen Technologien ermöglichen Unglaubliches, sind effektiver als jedes geführte Verhör und berauben uns jeglicher Privatheit. Anna Kim fordert in diesem Band aus der Reihe „Unruhe bewahren” dazu auf, sich der Gewalt des Öffentlichen in ihrem jetzt schon existierenden Ausmaß bewusst zu werden.

Lesen Sie dieses Buch, das man nicht wirklich zusammenfassen kann, lesen Sie es unbedingt. Sie werden einiges sehr viel klarer sehen und neue Zusammenhänge erkennen. Und es wird Ihnen nicht schwer fallen, Unruhe zu bewahren.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Residenz Verlag, 2015
Format
Gebunden
Seiten
96 Seiten
ISBN/EAN
9783701716395
Preis
17,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Anna Kim, geboren 1977 in Daejeon, Südkorea. 1979 Umzug der Familie nach Deutschland. Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a.: Robert-Musil-Stipendium 2011, European Union Literature Prize 2012. Zuletzt erschienen: „Die gefrorene Zeit“ (2008), „Invasionen des Privaten“ (Essay, 2011), „Anatomie einer Nacht“ (2012).

Zum Buch:

Sind wir uns darüber im Klaren, dass wir gerade unsere Freiheit und unsere Autonomie einer größeren Effizienz und scheinbaren Sicherheit opfern? Die neuen Technologien ermöglichen Unglaubliches, sind effektiver als jedes geführte Verhör und berauben uns jeglicher Privatheit. Anna Kim fordert in diesem Band aus der Reihe „Unruhe bewahren” dazu auf, sich der Gewalt des Öffentlichen in ihrem jetzt schon existierenden Ausmaß bewusst zu werden.

So, wie das zufällige Verlorengehen mit eingeschaltetem Handy heute nahezu unmöglich ist, so sehr gehört auch die Privatsphäre eines Durchschnittsbürgers, der die neuen Technologien nutzt, der Vergangenheit an. Freiheit, Autonomie oder Zufall werden in Zukunft eine sekundäre Rolle spielen. Handlungen werden in Kürze ebenso transparent, also einem kontrollierbaren Prozess untergeordnet sein, wie es Dinge heute schon sind: ihr Wert wird durch den Preis ausgedrückt, ihre Singularität verschwindet.

Dass wir uns immer noch in relativer Sicherheit wiegen, obwohl Rasterfahndungen, Telefonüberwachung und Ortungstechnik von öffentlichen Instanzen auch zu anderen als den vorgegebenen Zwecken benutzt werden, mag daran liegen, dass sich keiner vorstellen kann, was passiert, wenn die Verantwortlichen wechseln, die die Parameter der zu Überprüfenden festlegen. Sie werden über unsere Privatsphäre verfügen wie einst der Sklavenhalter über den Körper des Sklaven. Und sie werden ihren Nutzen daraus ziehen, dass die “Schwarz-Weiß-Landschaft der Programmiersprachen”, die Tendenz zur Vereinfachung vieldeutiger und mehrschichtiger Phänomene, schon von unserem Geist Besitz ergriffen hat.

Anna Kim, 1970 in Südkorea geboren, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland und Österreich und beschäftigt sich in ihrem schriftstellerischen Werk immer wieder mit dem Recht auf Privatheit. Vielleicht ist sie dazu prädestiniert: Als Ausländerin an ihrem Äußeren erkennbar, sieht sie sich mit europäischen Augen als “Repräsentantin der typischen Fremden ohne Anspruch auf Individualität”, aber auch als “eine andere Art von Celebrity” – ohne private Sphäre. Denn alles, was Ausländer betrifft, wird öffentlich diskutiert.

Lesen Sie dieses Buch, das man nicht wirklich zusammenfassen kann, lesen Sie es unbedingt. Sie werden einiges sehr viel klarer sehen und neue Zusammenhänge erkennen. Und es wird Ihnen nicht schwer fallen, Unruhe zu bewahren.

Susanne Rikl, München