Zum Buch:
Als Ngũgĩ wa Thiong’o 1959 sein Studium am Makerere University College in Uganda beginnt, leistet er – wie alle anderen Studenten auch – einen Schwur, der seine ganze Studentenzeit und später auch sein Leben als Schriftsteller prägen wird: „Ich verspreche, nach der Wahrheit zu streben …“ Zu Zeiten der Apartheid kein einfaches Vorhaben für einen intellektuellen Schwarzen: schließlich war Thiong’o selbst noch Untertan einer britischen Kolonie. Die Aufführung seines ersten Theaterstücks mit dem Titel „The Wound in the Heart“ wurde dann tatsächlich im Kampala National Theatre unterbunden, weil darin eine Szene enthalten war, in der die Vergewaltigung einer Schwarzen durch einen weißen District Officer erwähnt wird. Ein britischer Beamter sei zu so etwas nicht fähig, lautete die Begründung bei der Ablehnung des Stücks. Und das auf einem Kontinent, auf dem Folter als Mittel zu dauerhafter Unterwerfung der Eingeborenen nicht nur empfohlen wurde: In Konzentrationslagern wurden zu dieser Zeit LFA-Gefangene, Mitglieder der Land and Freedom Army, interniert und starben in Folge grausamer Misshandlungen. Die Soldaten im bewaffneten Widerstand gegen die Kolonialherren wurden von den Briten verunglimpfend als „Mau Mau“ bezeichnet.
Doch auch von antirassistischen Initiativen wie zum Beispiel der Mboya-Kennedy-Luftbrücke erzählt dieses Buch: Im Jahr 1959 kamen da über die Einrichtung 81 schwarze Studenten zum Studium nach Amerika. Barack Obama Senior, der Vater des künftigen Präsidenten der USA, war einer der Nutznießer der Luftbrücke.
Im Jahr 1964 schließt Ngũgĩ wa Thiong’o sein Studium als Bürger des unabhängigen Kenia und Autor mehrerer Kurzgeschichten, Theaterstücke und eines Romans ab. Das Makerere-College konnte zu diesem Zeitpunkt mit den besten Universitäten der Welt mithalten, Studenten unterschiedlicher Rassen, ethnischer Gemeinschaften und Religionen arbeiteten dort an der eigenen Zukunft und an der Zukunft Afrikas: ein „Ort der Träume“ bis zur Machtergreifung Idi Amins.
Susanne Rikl, München