Zum Buch:
Der fünfzehnjährige Mungo Hamilton wächst in den 90ern als drittes und jüngstes Kind einer alleinerziehenden, alkoholkranken Mutter im Glasgower East End auf, einem von Arbeitslosigkeit, Armut und sozialen Konflikten geprägten Problemviertel. Dass er nach einem lokalen Schutzheiligen benannt wurde, der im Keltischen Der Liebe bedeutet, hat ihn bereits auf mehreren Spielplätzen Prügel gekostet.
In den Augen seines älteren Bruders Hamish, einem von aufgestauter Wut gesteuerten Bandenchef, der eine Minderjährige geschwängert hat und die Familie durch den Verkauf von Drogen und gestohlenen Autoradios unterstützt, ist Mungo ein Weichei, das seine Zeit mit zu viel Nachdenken und Kritzeleien in die Deckel von Schulheften vergeudet.
Nur Jodie, seine Schwester, die nach der Schule in einer Eisdiele jobbt und ansonsten ihrem Dasein entflieht, indem sie sich an den Wochenenden ihrem Lehrer in einem Camper hingibt, sorgt für Mungo, wenn sich die Mutter einmal wieder für Monate nicht zu Hause blicken lässt.
Eines Tages lernt er durch Zufall James kennen, einen katholischen Jungen, dessen verwitweter Vater auf einer Bohrinsel arbeitet und nur alle paar Wochen und dann nur wie zu Besuch heimkehrt. James züchtet Tauben und ist ebenso ein Außenseiter wie Mungo. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verlieben sich die beiden ineinander, ohne ihre Gefühle wirklich verstehen oder deren unweigerliche Konsequenzen in einer von Männlichkeit beherrschten Umgebung auch nur ansatzweise absehen zu können.
Gegen seinen Willen nimmt Mungo an einem brutalen Revierkampf mit jugendlichen Katholiken teil und wird dabei verletzt, woraufhin ihn seine Mutter auf einen Wochenendtrip in die Highlands schickt – in der Obhut zweier ihm völlig unbekannter Männern, die aus ihm endlich einen Mann machen sollen.
Der schottische Schriftsteller Douglas Stuart, der es wie kaum ein anderer versteht, auf derart lebendige Weise das Arbeitermilieu inmitten übervölkerter Mietskasernen zu beschreiben, hat hautnah an seinen Erfolgsroman Shuggie Ban angeknüpft. Young Mungo ist ein Roman, der von Liebe und Gewalt erzählt, von Aufbegehren und Befreiung, ein Roman, der unter die Haut geht und dessen Protagonisten allesamt so authentisch wirken, dass man sie nicht gehen lassen möchte.
Axel Vits, Köln