Zum Buch:
Marie von Ebner-Eschenbach wurde 1830 im südmährischen Schloss Zdislawitz im heutigen Tschechien geboren. Als Adelige waren ihr zwar viele Privilegien von Kindheit an selbstverständlich, doch die Einschränkungen, die dem weiblichen Geschlecht Grenzen setzten, galten für alle Schichten gleichermaßen. Daniela Strigl zeichnet auf Grundlage des umfangreichen Werkes und der Tagebücher von Marie von Ebner-Eschenbach ein sehr intensives, differenziertes Bild der berühmtesten deutschsprachigen Schriftstellerin des 19. Jahrhundert und ihrer Zeit.
Wir erleben ein aufmüpfiges Kind und junges Mädchen, das trotz aller Begrenzungen schon früh weiß, seinen Weg zu gehen und diesen bis ins hohe Alter auch niemals verlässt.
Marie Dubsky, so der Mädchenname, beginnt früh mit dem Schreiben. Früh schon muss sie auch ihr dichterisches Talent gegen familiären Widerspruch verteidigen. Mit 18 Jahren heiratet sie ihren Cousin Moritz Freiherr Ebner von Eschenbach, der ihre Schriftstellerei auch nur (er-) duldet. Gegen alle Vorbehalte der Familie und der ihrer frühen Kritiker hält Marie aber an ihrer Leidenschaft fürs Schreiben fest. Selbst als sie schon berühmt ist, unzählige Erfolge verbuchen kann, muss sie ihre Leidenschaft wie eine aufgezwungene Krankheit verteidigen. „Mit Moriz über die leidige Schriftstellerei gesprochen. Ist ihm noch immer antipathisch, aber er gibt zu daß ich nicht anders kann.“
In ihren Werken kämpft sie gegen Bigotterie, Heuchelei, Antisemitismus, aristokratische Überheblichkeit, um die doppelbödige gesellschaftliche Moral an den Pranger zu stellen. Ihr besonderes Anliegen gilt den Rechten der Frau. Ob sie deshalb aber auch in die Riege der Emanzipationsbewegung einzureihen ist, bleibt offen. Im Privaten hilft sie, mit Worten und Taten, wo sie nur kann.
Strigl zeigt eine durchsetzungsstarke, großzügige, sozial engagierte und kluge Frau, die es mit Beharrlichkeit schafft, in der literarischen Männerdomäne anerkannt und respektiert zu werden. Mit Zeitgenossen wie Grillparzer, Turgenjew, Gottfried Keller ist sie in Briefkontakt. Von Kaiser Franz Josef wird sie ausgezeichnet, die philosophische Fakultät der Universität Wien verleiht ihr als erster Frau das Ehrendoktorat.
Ihre scharfsinnigen Aphorismen sind es, mit denen Marie von Ebner-Eschenbach heute noch einem größeren Publikum bekannt ist, weniger mit ihrem Prosawerk. Ich muss gestehen, ich gehöre dazu. Daniela Strigl legt eine wissenschaftlich akribisch recherchierte Biographie vor, die unterhaltsam und kurzweilig zu lesen ist.
Brigitte Hort, Eitorf