Zum Buch:
Im Mittelpunkt des neuen Romans von Miljenko Jergovic stehen zwei Männer, die nicht unterschiedlicher sein können. Zoran der Serbe aus Sarajewo, der mittlerweile in Wien lebt, sich als Weltbürger sieht und seine jugoslawische Herkunft und so manchen Schatten in seiner Vergangenheit verdrängen möchte.
Ante, General der kroatischen Armee ist überzeugter Nationalist, schon sein Vater und Großvater waren stolze Ustaschen, und erbitterte Kämpfer für die kroatische Sache. Für ihn ist der Krieg noch lange nicht beendet. Als Zoran nach vielen Jahren mit seiner Frau zum ersten Mal wieder die alte Heimat bereist, kommt es in einem kleinen kroatischen Küstenort zu einem tragischen Unfall. Zoran überfährt mit seinem roten Jaguar den einzigen Sohn des Generals. Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem ein Fußballspiel Kroatien gegen Serbien öffentlich übertragen wird und die Stimmung ungewöhnlich aufgeheizt ist. Schnell verbreitet sich die Nachricht in den sozialen Medien. Fake News werden bewusst gestreut und schon bald ziehen Horden von Hooligans marodierend durch die Städte.
Auf nur knapp 200 Seiten hat Jergovic einen fesselnden Roman über den Irrsinn des Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien geschrieben. Ein Konflikt, der immer noch untergründig schwelt, alte Wunden, die nur oberflächlich geheilt sind, und jederzeit wieder aufbrechen können. Feindseligkeiten, deren Ursprung weit zurück in der Geschichte liegen, und schon allein durch einen falschen Nachnamen am falschen Ort, oder ein falsch ausgesprochenes Wort wieder eskalieren können. Sehr lesenswert!
Andrea Schulz, autorenbuchhandlung marx & co., Frankfurt