Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Wagner, Jan Costin

Tage des letzten Schnees

Untertitel
Ein Kimmo-Joentaa-Roman
Beschreibung

Die elfjährige Anna stirbt bei einem Autounfall mit Fahrerflucht. Annas Vater, der den Unfallwagen gesteuert hat, überlebt. Einen Tag später werden zwei unbekannte Tote auf einer Parkbank gefunden. Beide Fälle werden Kimmo Joentaa, Jan Costin Wagners unkonventionellem Ermittler, übertragen. Mit dieser Figur und mit seinem neuen Roman schreibt der Autor gegen die üblichen Klischees des Kriminalromans an – und gewinnt. Denn die erzählte Geschichte ist eine Geschichte des Trauerns und liest sich trotzdem so spannend wie ein Krimi.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Galiani Berlin, 2014
Format
Gebunden
Seiten
320 Seiten
ISBN/EAN
9783869710174
Preis
19,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Unlängst erschien seine erste Songwriter-CD. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet (Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize) und in 14 Sprachen übersetzt.

Zum Buch:

Die elfjährige Anna stirbt bei einem Autounfall mit Fahrerflucht. Annas Vater, der den Unfallwagen gesteuert hat, überlebt. Einen Tag später werden zwei unbekannte Tote auf einer Parkbank gefunden. Beide Fälle werden Kimmo Joentaa, Jan Costin Wagners unkonventionellem Ermittler, übertragen. Mit dieser Figur und mit seinem neuen Roman schreibt der Autor gegen die üblichen Klischees des Kriminalromans an – und gewinnt. Denn die erzählte Geschichte ist eine Geschichte des Trauerns und liest sich trotzdem so spannend wie ein Krimi.

Trauer ist ein Thema, das Schriftsteller eher meiden – besonders in Kriminalromanen, in denen Sterben zur Tagesordnung gehört. Gerade dort tut sich die Trauer nur kurz als Abgrund auf oder verwandelt sich in Wut, den Motor für weiteres Morden. Das mag zunächst paradox erscheinen, ist aber logisch, denn Trauern geht nun einmal nicht in rasantem Tempo. Und davon lebt unter anderem das Genre Krimi. Bei Jan Costin Wagner ist es anders: Sein Ermittler, Kommissar Kimmo Joentaa, lebt mit der Trauer um seine verstorbene Frau Sanna schon einige Jahre. Der Prozess des Trauerns hat ihn aufmerksamer, menschlicher, nachsichtiger und feinfühliger gemacht. So geprägt, kann er aufdecken, was mit den beiden Toten geschah, die wie ein schlafendes Paar auf einer Parkbank inmitten einer edlen Neubausiedlung von Helsinki gefunden werden. Mit einmontierten Rückblenden bremst der Autor von Anfang an das Tempo der Ermittlungen, und langsam, ganz langsam tritt zu Tage, wie Annas Tod mit dem Tod dieser beiden Menschen zusammenhängt. Durch unwiderrufliche Zufälle, wie sie nur das Leben hervorbringen kann, werden die Schicksale von Annas Eltern, von einem Schüler kurz vor dem Amoklauf, von einem Banker, der ein Doppelleben führt und von Kimmo Joentaas Freundin Larissa eng miteinander verknüpft.

Ein Roman, in dem Glück und Trauer, Wiederkehr und Unabwendbarkeit im Bild des fallenden Schnees eingefangen sind. Und wie dieses Bild ist auch der Roman selbst: stark und spannungsgeladen, langsam, traurig und schön zugleich.

Susanne Rikl, München