Zum Buch:
Fünf Frauen. Sie leben in Leipzig, sind zwischen 30 und 45 Jahre alt, und irgendwann im Lauf ihrer Leben haben sich ihre Wege gekreuzt. Sie wurden Freundinnen oder waren Konkurrentinnen, sind sich flüchtig begegnet oder seit Jahren in engem Kontakt. Fünf ganz normale Leben im Leipzig von heute. Die Liebe im Ernstfall erzählt von Hoffnungen, vom Scheitern und von Verlusten. Vom Wunder der Liebe und den Wunden, die sie verursachen kann, von Freundschaft und Verrat, Erfüllung und Enttäuschung.
Die Buchhändlerin Paula hat sich in Ludger verliebt, der sich im Laufe ihrer Ehe als ökofundamentalistisch-kompromissloser Besserwisser entpuppt. Als ihre Tochter nach einer Impfung stirbt, bricht Paulas Leben auseinander. Die hochmusikalische Judith, die sich pragmatisch für eine Laufbahn als Ärztin entschieden hat, ist auf Dating-Portalen aktiv. Ob sie die Erfüllung ihres Traums von einer stabilen Beziehung überhaupt aushalten würde, weiß sie selbst nicht. Brida studiert am Deutschen Literaturinstitut und veröffentlicht ihre ersten Texte, als sie erkennen muss, dass „die Liebe im Ernstfall“ der Familiengründung, doch einem sehr konservativen Rollenbild folgt, das eine gleichberechtigte Arbeitsteilung in Haushalt und Familie nicht zulässt, wenn der Mann der Hauptverdiener ist. Die introvertierte Malika steht seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Schwester Jorinde. Als sie sich trotz ihrer Begabung weigert, den Traum ihrer Eltern zu erfüllen und Musikerin zu werden, vereinsamt sie in ihrer Familie endgültig. Mühsam findet sie einen eigenen Weg in ein zufriedenes Leben, zu dem dann auch die Liebe zu einem Mann gehört – der sich dann aber irgendwann zu Brida hingezogen fühlt. Jorinde ist, zur Freude ihrer Mutter, Schauspielerin geworden, hat aber in deren Augen den falschen Mann geheiratet. Leider muss sie erkennen, dass die ausnahmsweise einmal Recht gehabt hat. Als sie mit dem dritten Kind schwanger ist und merkt, dass von ihm keine Hilfe mehr zu erwarten ist, öffnet sich auf einmal eine völlig unerwartete neue Lebensperspektive.
Es ist erstaunlich, wie gut es Daniela Krien gelingt, diese alltäglichen, so ganz normalen Geschichten auf eine Weise zu erzählen, die – entgegen anfänglicher Befürchtungen beim Lesen – gar nicht schablonenhaft, vorhersehbar und langweilig wird. Sie umschifft geschickt die Klippen überbordender Dramatik, simpler Gefühligkeit und vor allem der Geschlechterklischees. Die Liebe im Ernstfall ist ein leicht lesbares, unterhaltsames und ungemein lebenskluges Buch. Der Text besticht durch seine geschickte Konstruktion, durch genaue Beobachtungen und Tiefgang. Dieses Buch kann gut in den Koffer mit der Ferienlektüre!
Ruth Roebke, Bochum