Zum Buch:
Werde ich eines Tages einmal ein richtiger Held sein? Bin ich schön? Passt eigentlich da oben jemand auf mich auf? Michèle Lemieux stellt Fragen. Fragen, die der Gutgläubigkeit der Erwachsenen an die leichtfüßige Unbeschwertheit, die ja nur scheinbar selbstverständliches Attribut der Kindheit ist, entgegenstehen.
Denn so hell, lustig und sonnig sind die Kindertage oft gar nicht. Viele Kinder, kleine und große, machen sich Gedanken über das Leben, über die Welt, über Krieg und Freundschaft. Und auch wenn sich Erwachsene manchmal in Zeiten zurücksehnen, in denen sie nicht die Verantwortung für die alltäglichen Dinge trugen, wogen die großen Themen in ihrer Unüberschaubarkeit damals doch manches Mal umso schwerer.
„Ich habe Angst, dass man mich nicht mag!“ „Und wenn nach dem Tod gar nichts mehr ist, was dann?“ Den großen und kleinen, oft philosophischen Fragen des Lebens stellt Lemieux wunderbar einfache, zum großen Teil in Schwarzweiß gehaltene Illustrationen zur Seite, die meist mit nur wenigen Strichen auskommen und sehr treffend und auch humorvoll die Stimmung vermitteln, um die es in den Fragen geht.
Gewitternacht wurde erstmals 1996 veröffentlicht, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt, weil diese Fragen universell zu sein scheinen. Die nun bei Beltz erschienene Neuausgabe ist ein wirklich schön gestaltetes Buch, das auf jedem Nachttisch liegen sollte. Wenn mal wieder ein Tag zu Ende geht, es draußen vor dem Fenster langsam dunkel wird und die eigentliche Gute-Nacht-Geschichte ausgelesen ist, dann regt Gewitternacht zum Reden an. Zum Reden über die Dinge, die die Kinder vielleicht beschäftigen, die aber ganz schön schwer in Worte zu fassen sind: etwa dass Eltern verschwinden könnten, oder namenlose Monster unter dem Bett lauern und das Einschlafen unmöglich machen.
„Aber wo endet sie denn nun, die Unendlichkeit? Wahrscheinlich auf der Rückseite des Himmels.“
Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt