Zur Autorin/Zum Autor:
Maurizio Lazzarato is a sociologist and philosopher living and working in Paris, where he studies immaterial labor, the breakdown of the wage system, and post-socialist movements. He is the author of several books
Maurizio Lazzaratos »Die Fabrik des verschuldeten Menschen« ist eine knappe und treffende Analyse der gegenwärtigen Krise – aber auch eine Gegenanalyse, denn Lazzarato widerspricht dem allgegenwärtigen Expertengerede: Für ihn sind Schulden nicht das Ergebnis irgendwelcher Exzesse, weder der Börsen noch von Bevölkerungen, die zuwenig arbeiten und zu viel ausgeben würden. Das Prinzip der Schulden liegt im Kern der kapitalistischen Organisation und, wie Lazzarato mit Rückgriff auf Nietzsche zeigt, als introjizierte, einverleibte ‚Schuld‘ sind sie im Neoliberalismus zum Organisationsprinzip aller sozialen Beziehungen geworden. Die Schulden helfen dabei, den neoliberalen Traum vollständig zu erfüllen: radikaler Abbau des Sozialstaates und Auslagern aller Kosten auf die Individuen, die Selbstunternehmer, die arbeitenden Armen.
Ökonomie ist nicht – und war nie – neutraler Tauschplatz gleichberechtigter Partner, sie setzt immer asymmetrische Machtbeziehungen voraus.
Die Stärken des Buches liegen sowohl in der Umkehrung der gängigen Perspektive als auch in den detaillierten Analysen der Tiefenstruktur der Verschuldungen: der Staaten (neben den Staaten sind es z.B. auch die Kommunen) und der Individuen (Kreditkartenkäufe, Immobilienkredite, Ausbildungsverträge). Lazzarato zieht daraus den Schluss, dass es heute nicht mehr um Krisen geht, sondern um Katastrophen, ein Ergebnis der kapitalistischen Antiproduktion (Deleuze/Guattari), also dem organisierten Zusammenfall von Produktion und Zerstörung.
(Klappentext)