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Autor
Yglesias, Rafael

Glückliche Ehe

Untertitel
Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Holfelder-von der Tann
Beschreibung

Neundzwanzig Jahre lang sind Enrique und seine Frau Margaret verheiratet. Es ist eine Ehe mit allen Höhen und Tiefen: Verliebtheit, Heirat, Bewunderung, Vertrautheit. Kinder. Ehebruch, große Fremdheit, Wut und Verzweiflung. Erneute Annäherung, dann Krankheit und Tod. Eine glückliche Ehe, sagt Enrique.

Verlag
Klett Cotta Verlag, 2010
Format
Gebunden
Seiten
429 Seiten
ISBN/EAN
978-3-608-93707-7
Preis
22,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Rafael Yglesias, geboren 1954 in New York City, ist der Sohn des Schriftstellerpaars Jose und Helen Yglesias. Mit 17 Jahren brach er die High School ab, um seinen ersten Roman zu veröffentlichen, sieben weitere folgten. Als Drehbuchautor schrieb er u. a. »Der Tod und das Mädchen«, »Les Miserables«, »From Hell« und »Dark Water«. Von 1977 bis zu ihrem Tod 2004 war er mit Margaret Joskow verheiratet. »Glückliche Ehe« ist sein erster Roman seit 13 Jahren. Yglesias hat zwei erwachsene Söhne und lebt in New York.

Zum Buch:

Als Margaret Sabas Mitte fünfzig ist, wird Blasenkrebs bei ihr festgestellt. Sie nimmt den Kampf gegen die Krankheit auf, und dieser Kampf verlangt ihr alles ab. Operationen, Chemotherapie. Als die Metastasen den Darm befallen, kann sie keine Nahrung mehr aufnehmen und wird künstlich ernährt. Nach zwei Jahren beschließt sie, gespickt mit Schläuchen, künstlichen Ein- und Ausgängen, das Schlachtfeld zu verlassen. Sie entschließt sich, die künstliche Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme einzustellen und zu Hause zu sterben. Der Prozess ist vorhersehbar, Enrique und Margaret wissen, dass bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie ins endgültige Koma fallen wird, zwei Wochen bleiben werden.

In diesen letzten vierzehn Tagen verabschiedet Margaret sich von ihrer Familie und den Freunden. Enrique, der bis zum letzten ihren körperlichen Verfall zu lindern versucht und sie emotional unterstützt, bangt darum, ob ihm in diesem durchorganisierten Sterbeprozess noch Zeit bleiben wird für letzte Stunden der Intimität mit Margaret. Er will noch einmal all das sagen, was im ehelichen Alltag mit seiner kontrollierten und distanzierten Frau so leicht ungesagt blieb: dass er sie liebe, immer geliebt habe und sie sein Leben unendlich bereichert habe. Dass sie eine glückliche Ehe geführt haben. Dazu wird jeweils im Wechsel die Geschichte ihres gemeinsamen Lebens erzählt. Enrique gilt als literarisches Wunderkind. Im Alter von 17 Jahren hat er einen hochgelobten Roman geschrieben, der zweite war längst nicht so erfolgreich, und nun arbeitet er an seinem dritten. Margaret ist drei Jahre älter als er. Im Gegensatz zu Enriques chaotischem, emotionalen  Schriftstellerelternhaus, kommt sie aus dem Millieu der jüdischen Upper-Middleclass, deren kontrollierte Emotionalität sie übernommen hat. Sie verlieben sich, heiraten. Das erste Kind kommt, die Ehe versandet im Einerlei der Elternschaft. Enrique fühlt sich alleingelassen, er beginnt eine ernsthafte Liebesbeziehung, entscheidet sich dann aber doch für das Leben mit seinem Kind und mit Margaret, die von der Affäre nichts weiß. Er kämpft mit dem Gefühl des literarischen Scheiterns und verdient sein Geld als Drehbuchschreiber in Hollywood. Irgendwann gelingt es beiden, wieder Zugang zueinander zu finden, ihre Liebe – auf einer völlig anderen Basis als in jungen Jahren – wieder zu entdecken. Dann kommt die Krankheit. Dieser Roman ist erschreckend, beglückend, traurig und stellenweise unglaublich komisch. Dass Yglesias Drehbuchautor ist, merkt man dem Buch an. Es ist unglaublich plastisch geschrieben, in der Erinnerung an den Text tauchen eher Bilder, eher Gesten als Wörter auf. Die Passagen des Kennenlernens der beiden leben stellenweise von unglaublicher Situationskomik. Wie Yglesias Krankheit und Verfall, aber auch die Zuwendung beschreibt, die Enrique seiner Frau entgegenbringt, ist wiederum von einer großen Ernsthaftigkeit und Sanftheit, selbst da, wo er gegen all das innerlich nur noch rebellieren kann. Als Leser beginnt man sich unweigerlich zu fragen: Wie geht das mit dem Sterben, was könnte ich für einen anderen tun, wie könnte ich mich selbst einer solchen Situation stellen. Dass dies die Lektüre nicht niederschmetternd, sondern beglückend macht, ist Rafael Yglesias Kunst, und dass der Roman offensichtlich im hohen Maße autobiografisch ist, gibt ihm eine Wahrhaftigkeit, die anrührt, ohne sentimental zu werden. Ein großartiges Buch! Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co., Frankfurt