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Autor
Zaimoglu, Feridun

Leyla

Untertitel
Roman
Beschreibung

Eine Familiensaga aus dem Herzen des Orients

Eine anatolische Kleinstadt in den fünfziger Jahren. Hier wächst Leyla als jüngstes von fünf Geschwistern auf, im engen Kreis der Familie und der Nachbarschaft, und hegt einen großen Wunsch: Sie will dieser Welt entkommen.

Verlag
Kiepenheuer & Witsch, 2006
Format
Gebunden
Seiten
528 Seiten
ISBN/EAN
978-3-462-03696-1
Preis
22,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Feridun Zaimoglu wendet den Blick zurück auf das Land, aus dem er mit seinen Eltern kam. Ein Land, erstarrt im Kalten Krieg, in dem ein strenger Glaube den Alltag durchdringt, die Familien dem Vater unterstehen, den Frauen ein bescheidener Platz zugewiesen ist – und in dem all das ins Wanken gerät.
Er lässt die heranwachsende Leyla ihren Alltag erzählen, von den Vormittagen in der Schule, den Nachmittagen im Kreise der Schwestern, die an ihrer Mitgift sticken, und dem Leben in der Kleinstadt, in der Armut herrscht und jeder sein bescheidenes Auskommen sucht. Leylas Vater hat keinen Erfolg, verliert seine Anstellung als Bahnbeamter und schlägt sich mit immer windigeren Geschäften durch. Die Brüder gehen ihrer Wege, rebellieren gegen den Vater, die Schwestern warten auf den Mann, der für sie ausgesucht wird, und hoffen auf die große Liebe. Leyla erobert sich kleine Freiheiten, die sie wieder verliert, als sie zur Frau wird. Und sie kommt einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur.
Erst der Umzug der Familie nach Istanbul eröffnet neue Möglichkeiten: Leyla lernt einen Mann kennen und verliebt sich, doch die beiden haben keine Zukunft in der Türkei.
Mit epischer Kraft und einer sinnenfrohen, farbenprächtigen und archaischen Sprache erzählt Feridun Zaimoglu vom Erwachsenwerden eines Mädchens, dem Zerfall einer Familie und von einer fremden Welt, aus der sich viele als Gastarbeiter nach Deutschland aufmachten.

Leseprobe:
“Sie taucht einen Seifenbrocken in den Waschzuber, ihre Hand flattert im Wasser wie ein Vogelflügel, bis sich kleine Schaumflocken bilden. Dann legt sie die rot bespritzte Stelle ihres Hauskittels auf die linke Handwurzel, holt den Seifenklumpen vom Boden des Zubers hervor, reibt über die Stelle, bis der Blutschmutz ausgerieben ist.
Willst du dich dort krumm stehen? sagt sie, komm rein oder geh raus.
Ich schließe die Tür hinter mir und sehe ihr dabei zu, wie sie ihr Gewicht vom rechten auf das linke und wieder zurück
auf das rechte Knie verlagert. In der schönen Hitze will ich bleiben.
Mach das nochmal, sage ich.
Was soll ich machen? sagt sie.
Du sollst unter dem Wasser mit den Flügeln schlagen, sage ich.
Ich habe keine Zeit für Spiele, sagt sie, und dann, nach ein paar Wimperschlägen, wird das Wasser unruhig, ich trete an den Waschzuber heran, um besser sehen zu können. Sie hat die Daumen verhakt zum Kopf einer Taube, und die abstehenden Finger sind die Federn zweier Flügel im rosarot gefärbten Wasser, die Taube fliegt hin und her, meine Mutter gurrt dazu, dann wird sie still und starrt auf einen Fleck am Boden, auf etwas, das nur sie sehen kann.”