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Autor
Yates, Richard

Ruhestörung

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Anette Grube
Beschreibung

John Wilder ist ein jähzorniger Mensch. Nicht nur dann, wenn er trinkt. Wilder hasst seinen Job, er betrügt und bedroht seine Frau, er vernachlässigt seinen kleinen Sohn. Nach einem Nervenzusammenbruch und anschließendem Klinikaufenthalt glaubt er, sein Leben nur dann wieder ins Gleichgewicht bringen zu können, wenn er Frau und Sohn verlässt und in Hollywood seinen Jugendtraum verwirklicht. Vielleicht Yates bester Roman.

Verlag
Deutsche Verlags-Anstalt, 2010
Format
Gebunden
Seiten
316 Seiten
ISBN/EAN
978-3-421-04393-1
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Richard Yates wurde 1926 in Yonkers, New York, geboren und lebte bis zu seinem Tod 1992 in Kalifornien. Obwohl seine Werke zu Lebzeiten kaum Beachtung fanden, gehören sie heute zum Wichtigsten, was die amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts zu bieten hat.

Zum Buch:

Obwohl er darin sehr erfolgreich ist, hasst John Wilder seinen Job als Anzeigenverkäufer. Überhaupt führt er mit seinen 36 Jahren kein sehr glückliches Leben, seine Frau langweilt ihn, er fragt sich immer öfter, warum er sie überhaupt geheiratet hat, und die Beziehung zu seinem kleinen Sohn gleicht zusehends einer Entfremdung. Also tröstet er sich mit anderen, jüngeren Frauen und vor allem mit Unmengen Alkohol.

Dann der Nervenzusammenbruch. Ein Freund, vielleicht sein einziger Freund, weist ihn noch am selben Tag in eine psychiatrische Klinik ein, ohne zu ahnen, dass bis zum Ende des Labor-Day-Wochenendes kein Arzt zur Verfügung stehen wird, um sich Wilders Problemen anzunehmen.   Hier möchte ich gleich betonen, dass mir in diesem Roman die Passage über Wilders Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung für gewalttätige Männer am besten gefallen hat, und zwar so gut, dass ich sie gleich dreimal hintereinander gelesen habe, und das ist mir verdammt lange nicht mehr passiert. Aber weiter.   Wilder wird wieder entlassen. Nach einigem Hin und Her erklärt er sich zu einer Langzeittherapie bereit, in deren Verlauf er sogar an dem einen oder anderen Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnimmt. Eine Zeit lang läuft alles ganz gut, doch dann findet er rasch zurück in seine alten Gewohnheiten, er belügt, er streitet, und während er vorgibt, weiterhin an den Treffen teilzunehmen, verabredet er sich wieder heimlich mit Frauen oder zieht die Nächte über durch düstere, einsame Bars. Man ahnt schon, sein Leben gerät ab hier völlig aus den Fugen.   Doch da trifft er eine junge Frau, in die er sich verliebt. Er erzählt ihr von seiner Liebe zum Film, vielleicht das erste Mal, das er das überhaupt jemandem erzählt. Und noch während er ihr seine Erlebnisse in der Klinik schildert und dabei seinen Scotch hinunterkippt, macht es mit einem Mal Klick, und Wilder weiß jetzt, was er zu tun hat. Er wird Produzent seines eigenen Films, um endlich die nötige Ruhe wieder herzustellen. Hofft er jedenfalls.   Richard Yates ist ein Meister seines Fachs. Es gelingt ihm, mit kürzesten Abschnitten die enormen Tiefen menschlichen Daseins auszuloten, indem er sich, ganz ohne Pauken und Trompeten, vielmehr in einer beklemmenden Stille, kopfüber mit dem Leser in den Abgrund stürzt. Darin ist er großartig. Ich habe „Easter Parade“ gelesen, „Zeiten des Aufruhrs“. „Ruhestörung“ hat mir mit Abstand am besten gefallen.   Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln