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Autor
Wanick Salgado, Lélia

Sebastiao Salgado. Genesis

Untertitel
Beschreibung

Wenn man diese Bildergewalt betrachtet, diese mit nichts zu vergleichende Masse durchweg in schwarzweiß gehaltener Emotionen, so ist man versucht zu verstehen, dass es acht Jahre und mehr als 30 Reisen in die hintersten Winkel der Erde gebraucht hat, um dieses Opus Magnum zu erschaffen, und trotzdem oder gerade deswegen fällt es dem Betrachter so schwer, diese enorme Arbeit, diese unglaubliche Aufgabe in ihrer Gänze zu erfassen. Genesis. Der Bildband 2013.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
TASCHEN Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
520 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8365-4259-3
Preis
49,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Lélia Wanick Salgado, geboren in Vitoria, Brasilien, studierte in Paris Architektur und Stadtplanung. Ihr Interesse an Fotografie entdeckte sie in den frühen 1970er Jahren. Sie konzipierte und gestaltete Fotobände und organisierte Ausstellungen vor allem zum Werk von Sebastião Salgado. 1994 gründeten Lélia Wanick Salgado und Sebastião Salgado in Paris die Bildagentur Amazonas Images, die Salgados Werk exklusiv betreut. Lélia ist die Direktorin der Agentur.

Sebastião Salgado, geboren 1944 in Aimorés, Brasilien, studierte Wirtschaftswissenschaften und begann 1973 seine Karriere als Fotograf. Seine Fotoprojekte, für die er über hundert Länder bereiste, sind in seinen Büchern dokumentiert, darunter Other Americas, Sahel, Exodus und Arbeiter. Salgado erhielt zahlreiche Auszeichnungen, und seine Arbeiten wurden und werden in aller Welt ausgestellt.

Zum Buch:

Die in einer Momentaufnahme festgehaltene Stampede einer gewaltigen Herde afrikanischer Wasserbüffel, allesamt massige Tiere, pechschwarz, mit ausladenden, wie aus grobem Stahl gehämmerten Hörnern und dampfenden Nüstern, in ihrer wilden Flucht Unmengen feinen Staub aufwirbelnd und das doppelseitig in Schwarzweiß – das ist nur eine von vielen Fotographien von Sebastião Salgado, die auf mich eine ganz besonders fesselnde Wirkung ausübten. Ein Bild, von dem man sich einfach nicht wieder losreißen kann, ja, man hat schon die untere rechte Ecke zwischen den Fingern und will jetzt eigentlich umschlagen, aber es geht irgendwie nicht, man muss dann doch noch verweilen, muss das alles in sich aufsaugen, um zu begreifen, was man da sieht.

Was muss das für ein dröhnender Lärm gewesen sein? All diese Tiere in ihrer unaufhaltsamen Raserei, ihr Brüllen, das tausendfache Stampfen ihrer Hufe. Das ist es, was man beim Betrachten sich vorzustellen versucht, und das ist es, was die Bilder des brasilianischen Meisterfotographen ausmachen: das greifbar Lebendige, das in seiner Einzigartigkeit so besonders Eindringliche, das man dabei erfährt, und sei es beim Betrachten einer endlos kargen Landschaft irgendwo im Mittleren Westen der USA oder eines turmhohen, majestätisch dahintreibenden Eisbergkolosses oder zweier scheu in die Kamera blickenden Eingeborenenfrauen mit ihren hell bemalten Gesichtern, in ihren Fäusten lange, mit Federn geschmückte Speere.

Etwas nur annähernd Vergleichbares ist mir nicht bekannt.

Genesis, so beschrieb es einmal der Fotograf Sebastião Salgado, ist wohl die beste Umschreibung für Anfang. Und er führt weiter aus, das rund 46 % unseres Planeten sich noch immer in demselben Zustand befinden wie seit seiner Entstehung. Kaum zu glauben. Doch wenn man diese Bilder, diese Kunstwerke sieht, die Salgado hier vereint hat, dann wagt man zu hoffen, dann hofft man, das Bestehende hält sich. Auch wenn man nicht davon überzeugt ist: Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache.

Nur schade, dass die dazugehörige Ausstellung nicht in Deutschland gastiert. Sie beginnt im April 2013 in London, reist dann über Rio nach Rom, Toronto, Paris, São Paulo, Lausanne, Singapur, Stockholm und endet schließlich im September 2015 in Montreal. Wer also zufällig in der Nähe sein sollte …

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln