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Schwarz auf Weiß

Autor
Lehmann, Andreas

Schwarz auf Weiß

Beschreibung

Andreas Lehmanns Buch erzählt die Geschichte von Martin Oppenländer. Eigentlich dachte der, es sei die beste Idee seines Lebens gewesen, seine Stelle zu kündigen und sich als „Berater für betriebliches Gesundheitsmanagement“ selbstständig zu machen. Aber dann kommt Corona: Er bekommt keine Aufträge, muss einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen und – das kränkt seinen Stolz besonders – bei seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen um Hilfe bitten.

Schwarz auf Weiß erzählt knapp und zugespitzt, mit feinem Sinn für Komik, von den Krisen unserer Zeit, von Stillstand und von Hoffnung auf Veränderung. Und davon wie wir aus dem Erzählen Kraft für unser Leben ziehen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Karl Rauch Verlag, 2021
Seiten
176
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-7920-0270-4
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Andreas Lehmann, geboren in Marburg, hat Buchwissenschaft, Amerikanistik und Komparatistik in Mainz studiert, arbeitet in einem Sach- und Fachbuchverlag und lebt in Leipzig. Er war zwei Mal Teilnehmer des Open Mike-Wettbewerbs der Literaturwerkstatt Berlin, und er hat Werkstattstipendien der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin und der Romanwerkstatt im Brechtforum Berlin erhalten.

Zum Buch:

Es ist Corona, es ist trostlos, und Martin Oppenländer wünscht sich eine Archäologie der Zukunft. Für den Protagonisten in Andreas Lehmanns Roman Schwarz auf Weiß wird die Corona-Krise, die für ihn mit Arbeitslosigkeit und bedrückender Isolation einhergeht, zum Anlass, darüber nachzudenken, in welchen sinnlosen Bahnen sich das Leben bislang bewegt hat und wie es gelingen kann, daraus auszubrechen. Schwarz auf Weiß ist, nach Über Tage, der zweite Roman von Andreas Lehmann.

Andreas Lehmanns Buch Schwarz auf Weiß erzählt die Geschichte von Martin Oppenländer. Eigentlich dachte der, es sei die beste Idee seines Lebens gewesen, seine Stelle zu kündigen und sich als „Berater für betriebliches Gesundheitsmanagement“ selbstständig zu machen. Aber dann kommt Corona: Er bekommt keine Aufträge, muss einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen und – das kränkt seinen Stolz besonders – bei seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen um Hilfe bitten. Insgesamt ist das Leben als Selbstständiger nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Anstatt in Cafés im eleganten Ambiente ein paar Mails zu tippen oder lässig auf seinem Balkon berufliche Telefonate zu führen, findet er sich im Lockdown in seiner Wohnung in einsamer Enge wieder. Und hier merkt er schnell, dass Arbeitslosigkeit viel anstrengender als Arbeiten sein kann.

Dieses untätige Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-sein in der eigenen Wohnung bringt ihn mehr und mehr um den Verstand. Zwar versucht er dem zu entgehen – indem er z.B. mit seinem Auto durch die Gegend rast oder seine Balkonmöbel vor dem geschlossenen Café aufstellt und dort mitgebrachten Kaffee aus einer Thermoskanne trinkt – aber die Enge und Einsamkeit vermag das nicht zu vertreiben. Das einzige, was ihm etwas Weite und Frischluft beschert, ist das Schreiben in seine Notizbücher. Diese Praktik begleitet ihn schon viele Jahre lang – es ist weniger ein Tagebuchschreiben, denn in seinen Aufzeichnungen werden keine Bezüge zu realen Personen oder Ereignissen hergestellt – als vielmehr Beobachtungen auf einem abstrakten Niveau, Sentenzen und Aphorismen.
Eines Tages jedoch wird der graue Alltag unterbrochen, als ihn eine ihm unbekannte Frau, Rebekka Wieland, anruft. Sie stellt sich als eine flüchtige Bekannte vor – beide hätten sich vor vielen Jahren auf einer Messe kennengelernt, hätten Martinis zusammen getrunken und beinahe hätte sich eine engere Bindung zwischen beiden entwickelt. Dazu ist es, zum Bedauern Frau Wielands, nicht gekommen. Sie habe nun seine Telefonnummer in ihrem Tagebuch von damals gefunden. Nach diesem ersten Anruf folgen weitere, und es entwickeln sich so schräge wie spröde Gespräche zwischen beiden, in denen sie sich ihre Beobachtungen der Seltsamkeit der Welt mitteilen.

Wie den Protagonisten in seinen Notizen, zieht es auch Lehmann mehr ins Allgemeine als ins Konkrete. Aber dieses Allgemeine ist so dicht, dass sich eine große Menge an Konkretheit daran anschließen ließe. Es ist interessant zu sehen, wie es der in die Sackgasse geratene Protagonist schafft, Auswege aus dem bedrückenden Corona-Alltag zu finden, und das Buch die bedrückende Beschreibung ins Zauberhafte wendet. Ein phantastisches Buch ist das, in dem der Autor Reflexionen über das Arbeiten und das Nicht-Arbeiten mit feinem Strich auf den Punkt bringt.

Alena Heinritz, Innsbruck