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Goldjunge

Autor
Ross, Mikael

Goldjunge

Untertitel
Beethovens Jugendjahre
Beschreibung

Man weiß verhältnismäßig wenig über Beethovens Kindheit und Jugend. Goldjunge von Mikael Ross ist untertitelt mit „Beethovens Jugendjahre“. Dem Comiczeichner geht es dabei weniger um die Herstellung eines faktenreichen Biopics. Ihn interessiert der Charakter des Genies. Beethovens Vater will Ludwig zu einem zweiten Mozart aufbauen, nicht zuletzt, um die eigene Spiel- und Alkoholsucht zu finanzieren. Der Junge emanzipiert sich unter Anstrengungen, erstreitet sich den Raum für eigene Kompositionen. Sein Temperament ist berüchtigt. „Ich bin nicht schlimm, heißes Blut ist meine Bosheit“ (Beethoven).
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
avant-verlag, 2020
Seiten
192
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-96445-041-8
Preis
25,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Mikaël Ross ist ein deutscher Comicautor und Illustrator.

Zum Buch:

Man weiß verhältnismäßig wenig über Beethovens Kindheit und Jugend. Goldjunge von Mikael Ross ist untertitelt mit „Beethovens Jugendjahre“. Dem Comiczeichner geht es dabei weniger um die Herstellung eines faktenreichen Biopics. Ihn interessiert der Charakter des Genies. Beethovens Vater will Ludwig zu einem zweiten Mozart aufbauen, nicht zuletzt, um die eigene Spiel- und Alkoholsucht zu finanzieren. Der Junge emanzipiert sich unter Anstrengungen, erstreitet sich den Raum für eigene Kompositionen. Sein Temperament ist berüchtigt. „Ich bin nicht schlimm, heißes Blut ist meine Bosheit“ (Beethoven).

Nie wird er aufhören, unter Druck zu stehen. Das gilt insbesondere auch für seine Gesundheit. Verdauungsprobleme und ein früh einsetzender Tinnitus setzen ihm zu. Frauen finden ihn faszinierend, verbinden will sich keine mit ihm. „Fürsten hat es und wird es noch Tausende geben, Beethoven gibt es nur einen.“ (Beethoven). Auch Diplomatie ist keine der Gaben, die dem Genie in die Wiege gelegt wurden. Wohl aber die Fähigkeit, bisher Ungehörtes zu erschaffen.

Ross letzter Comic, Der Umfall, wurde von Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert aufgenommen. Er verhalf dem Künstler auch zur wichtigsten Comicauszeichnung im deutschsprachigen Raum, dem Max-und-Moritz-Preis des Festivals in Erlangen. Keimzelle des Beethoven-Buchs war der Auftrag eines Museums, für eine Ausstellung einen Comic zur Kindheit des Komponisten zu zeichnen,. Auftrag erledigt, Blut geleckt. Ross war fasziniert von Beethovens Charakter, von den Zumutungen, die ein Leben als Genie mit sich bringt. Genauer gesagt: Ein Leben Ende des 18. Jahrhunderts.

Zeichnerisch hat Mikael Ross einiges riskiert. Mit den Mitteln französischer Stilisten und der Spannung zwischen Kontrolle und Ausbruch, wie man sie vom Manga kennt, erzeugt er einen eigenen Ton. Unterstützt wird diese energetische Erzählweise, die auch die schwierigste Herausforderung besteht – die visuelle Gestaltung von Musik – durch die Kolorierung (Claire Paq).

„Für Dich, armer Beethoven, gibt es kein Glück von außen.“ (Beethoven). Zu zeigen, inwiefern seine Musik letztlich die einzige Sphäre war, in der Ludwig so etwas wie Glück fand, das hätte leicht schief gehen können. Dass Ross dies so glänzend gemeistert hat, liegt auch an seiner Gabe, vom Großen zu erzählen, indem er es in starke kleine und kleinste Episoden packt. Das ist zudem enorm unterhaltsam. Natürlich weiß man nichts über den wirklichen Wortlaut seiner Gespräche, beispielsweise mit Haydn, aber dass es so gewesen sein könnte, daran zweifelt man bei der Lektüre keinen Moment.

Dieser wunderbare Comic erscheint zum Ende des Beethovenjahrs, wird diesen Anlass aber mühelos überdauern. Empfehlenswert für alle ab 12 Jahren.

Jakob Hoffmann, Frankfurt