Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Nahai, Gina

Regen am Kaspischen Meer

Untertitel
Aus dem englischen von Brigitte Jakobeit
Beschreibung

Es war einmal ein Land voller Wunder
… und eines dieser Wunder wurde einem armen Mädchen zuteil: Als Bahar eines Morgens aus dem Haus ihrer Eltern im Teheraner Judenviertel auf die Straße tritt, zwingt sie den Fahrer einer dunklen Limousine zu einer Vollbremsung. Hinter getönten Scheiben sitzt Omid, der Sohn eines steinreichen iranischen Juden. Er sieht Bahar und erkennt in dem armen, unbedachten Mädchen seine zukünftige Frau. (Klappentext)

Verlag
Mare Buchverlag, 2008
Format
Gebunden
Seiten
320 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86648-077-3
Preis
19,90 EUR

Zum Buch:

Die zufällige Begegnung zwischen der sechzehnjährigen Bahar, einer Jüdin aus der Unterschicht Teherans, und Omid, dem Sohn einer reichen jüdischen Familie, zu Anfang der fünfziger Jahre, mündet in einer „Märchenhochzeit“, die die kühnsten Jungmädchenträume zu erfüllen scheint. Die Wirklichkeit allerdings sieht anders aus, denn die Ehe ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Omid will eine Ehefrau, die er „erziehen“ kann; ihm geht es nicht um Liebe, denn er hat sich schon vor der Hochzeit in eine andere verliebt. Bahar muss ihre Träume von Bildung und Unabhängigkeit aufgeben und versuchen, sich an die reichen jüdischen Frauen im Umfeld ihres Mannes anzupassen, die sie aufgrund ihrer Herkunft verachten. Und statt des erhofften Sohnes bekommt sie „nur“ eine Tochter, die dazu nach einigen Jahren taub wird.

 Diese Tochter, ist die Protagonistin in Gina Nahais Roman, und sie erzählt das Leben ihrer Eltern und deren Familie in einer präzisen und herzzerreißenden Sprache. Im Wechsel zwischen verständnisvoller Distanz und verzweifelter Nähe vermittelt sie ein Bild jüdischen Lebens in Teheran von den vierziger Jahren, als die Ghettos geöffnet wurden, bis zu Khomeinis Revolution Ende der siebziger Jahre. Dieses Leben ist weiterhin vom Ghetto geprägt und vollzieht sich in einer kleinen, engen und streng geregelten Welt, in der seit Generationen jeder, ob reich oder arm, jeden kennt und in der alle ständig streng beobachtet und und gnadenlos bewertet werden. In dieser erstickenden Atmosphäre gibt es kein Glück, nur einen Fatalismus, der zwar Verrücktheiten und Skurrilitäten duldet, wenn nicht produziert, aber Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und das Ausprobieren von Lebensentwürfen unmöglich macht, vor allem, aber keineswegs nur für die Frauen. „Regen am Kaspischen Meer“ ist ein wunderschöner, sehr lesenswerter und berührender Roman über eine untergegangene Welt, der man allerdings kaum eine Träne nachweinen wird.   Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main