Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Greenway, Alice

Weisse Geister

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
Beschreibung

Sommer 1967. Die Schwestern Frankie und Kate leben mit ihrer Mutter in Hongkong, der Vater ist Kriegsfotograf in Vietnam. Die Mädchen leben in einer eigenen Welt, die politischen Unruhen sind ihnen Stoff für Phantasien, keine Wirklichkeit. Bis diese dann doch in die fragile Idylle einbricht und ihr Leben aus den Fugen gerät. Ein zarter Roman über Geschwisterliebe, Abenteuer und Gewalt.

Verlag
Mare Verlag, 2009
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86648-101-5
Preis
19,90 EUR

Zum Buch:

Sommer 1967. Die Schwestern Frankie und Kate leben mit ihrer Mutter in Hongkong. „Weiße Geister“ nennen die Chinesen die beiden Mädchen. Geheimnis-Schwestern, schiffbrüchige Schwestern, Vietkong-Schwestern nennen sie sich selbst. Tauchen im Meer, durchstreifen die Gegend, horten aufgesammelte Gegenstände in verfallenen Häusern. Ein Leben am Ende der Kindheit, ein ewiges Abenteuer, deren Regeln sie selbst bestimmen. Der Vater, ein Kriegsfotograf, ist in Vietnam, dem Land, das er liebt und in dem seine amerikanischen Landsleute kämpfen. Alle sechs Wochen kommt er für zehn Tage von der Front zu seiner Familie nach Hongkong. Die Mutter malt, hat sich in eine Welt aus Schönheit und Sanftheit zurückgezogen. Für die Schwestern sind beide Eltern abwesend. Wärmende Liebe finden sie bei Ah Bing, der chinesischen Haushälterin, die in einer traditionellen Welt der Geister und Götter lebt. Halt geben kann auch sie den beiden Mädchen nicht. So treiben die beiden durch ihr selbst geschaffenes Universum, bis eine Katastrophe hereinbricht, so tiefgreifend und verstörend, dass keine von ihnen davon sprechen kann. Katie, die jüngere, zieht sich mehr und mehr in sich zurück, kapselt sich ab, Frankie dagegen wird zunehmend schriller, aufsässiger, unberechenbarer. Und dann zerbricht ihre ganze Welt. 

Alice Greenway erzählt die Geschichte von Frankie und Kate leicht und schwebend. Ihre Sprache lässt den Leser die Landschaft riechen, hören, schmecken. Asien gerät bei ihr nie zur exotischen Kulisse. Es ist üppig, schwül und hitzeschwer. Leicht lebt es sich und ein wenig träge, aber man spürt an jeder Stelle, dass es keinen festen Boden gibt. Das Leben der Schwestern gleicht einem Seiltanz, und so gebannt man von dessen Schwerelosigkeit und Schönheit auch ist, so hält man doch ständig den Atem an und wartet auf den Absturz. Das liest sich wunderbar leicht und fesselnd – ein Genuss!  

Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt