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Meine geniale Freundin

Autor
Ferrante, Elena

Meine geniale Freundin

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger
Beschreibung

Elena Ferrante ist das Pseudonym der großen Unbekannten der italienischen Literatur. Nach jeder Veröffentlichung beginnen neue Spekulationen, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Ihre Bücher sind internationale Bestseller – nur in Deutschland ist die Autorin noch weitgehend unbekannt. Das will der Suhrkamp Verlag jetzt ändern und hat den ersten Band von Ferrantes neapolitanischer Tetralogie über eine Mädchen- und Frauenfreundschaft von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart veröffentlicht. L’amica geniale, Meine geniale Freundin, lautet der erste Teil über die Kinder- und Jugendjahre zweier Mädchen in einem neapolitanischen Handwerkerviertel in den 1950er/60er Jahren.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Suhrkamp Verlag, 2016
Seiten
422
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-518-42553-4
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Elena Ferrante ist die große Unbekannte der Gegenwartsliteratur. In Neapel geboren, hat sie sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre Neapolitanische Saga trägt, wie der erste Band daraus, den Titel Meine geniale Freundin und ist ein weltweiter Bestseller. Die vier Bände – Meine geniale Freundin, Die Geschichte des neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes – werden bis zum Herbst 2017 im Suhrkamp Verlag veröffentlicht.

Zum Buch:

Neapel in den 50er Jahren. Der Rione ist ein armes kleinbürgerliches Viertel. Das Leben hier ist hart. Man schlägt sich durch, Familien befehden sich, Übermut kann jeden Moment in Gewalt umschlagen, auf die mit Gegengewalt geantwortet wird. Hier lernen sich die blonde, schüchterne Elena, die es allen recht machen möchte, und die freche, vorlaute Lila, die vor nichts Angst zu haben scheint, in der ersten Grundschulklasse kennen. Elena fühlt sich stark zu dem ungebärdigen Mädchen hingezogen. Lila fordert sie zu immer neuen Mutproben heraus und trotz ihrer charakterlichen Gegensätze entsteht nach und nach eine tiefe Freundschaft, die jedoch nie frei von Rivalität ist. Sie wetteifern miteinander, aber sie unterstützen sich auch.

Eines ist beiden gemeinsam: sie sind intelligent und die Besten ihrer Klasse. Doch während Elena sich durch Disziplin und Ausdauer ihren Erfolg, der sie durch die Mittelschule bis aufs Gymnasium bringen wird, erarbeiten muss, fliegt Lila alles mühelos zu. Elena gelingt es mit der Unterstützung einer Lehrerin, den Widerstand ihrer Eltern zu überwinden und schließlich das Gymnasium zu besuchen; Lilas Vater nimmt seine Tochter trotz ihrer brillanten Leistungen von der Schule und zwingt sie, in seiner Schusterwerkstatt mitzuarbeiten. Auch wenn die äußereren Bedingungen die Freundinnen immer weiter voneinander entfernen, bleibt das tiefe innere Band, das sie verbindet, bestehen.

Meine geniale Freundin ist ein vielschichtiges Buch. Es ist gleichermaßen genaues Gesellschaftsportrait wie präzise Studie der Geschlechterrollen. Das Leben im Rione ist von struktureller und offener Gewalt und latenter Gefahr geprägt. Männer prügeln sich, Frauen werden von Ihren Ehemännern, Mädchen von Vätern und Brüdern geschlagen. Die Macho-Gesellschaft prägt ihr Leben, worauf sie abwechselnd mit Aufbegehren und Unterwerfung reagieren, sich mit Witz und Mut zu behaupten suchen oder daran zerbrechen.

So spannend und temporeich, wie sich Meine geniale Freundin liest – ob der Hype, der um die Autorin und ihre Neapel-Bücher entstanden ist, gerechtfertigt ist, werden die kommenden Bände weisen müssen.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co., Frankfurt