Zum Buch:
Peter ist das Ergebnis einer romantischen Verführung. Als Laszlo, sein Vater, ein charmanter Draufgänger, die Semesterferien in seiner ungarischen Heimatstadt verbringt, verliebte er sich in die sommersprossige, rothaarige Dalia, die gerade aus Deutschland zu Besuch war. Zu diesem Zeitpunkt war Dalia gerade mal zarte 16 Jahre alt. Einige Monate später, just an ihrem siebzehnten Geburtstag, erblickt der rothaarige Peter das Licht der Welt. Die kleine Familie zieht nach Budapest, wo Laszlo noch als Jurastudent eingeschrieben ist. Vom ungarischen Großvater, einem gutsituierten Allgemeinmediziner, großzügig unterstützt, kann die kleine Familie ein standesgemäßes Leben führen. Die Fahrt mit dem eleganten schwarzen Flitzer, ein Geschenk zum bestandenen Examen, endet für Dalia jedoch tragisch und verändert mit einem Mal das Leben der kleinen Familie.
Fortan ist Peter ein kleiner Junge, der zwischen der gestrengen, rationalen Welt seines Großvaters und den vergnüglichen Geschichten und Erlebnissen seines Vaters hin- und herpendelt. Auch die Lebensorte könnten unterschiedlicher nicht sein: Das Berlin der vierziger Jahre – Zentrale der Nationalsozialisten und Hochburg des ausgelassenen Amüsements, auf der einen Seite, auf der anderen die ungarische Kleinstadt – Landleben und Naturidylle pur, wo sein Leben von dem disziplinierten, aber verlässlichen Ordnungssystems des Großvaters dominiert wird.
Peter liebt seinen Vater abgöttisch, respektiert seinen Großvater. Liebevoll versuchen beide, der eine mit kühlem Verstand, der andere mit romantischen Phantasien, Peters Welt vor dem drohenden Unheil durch die Nationalsozialisten zu schützen, um ihm eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen.
So erlebt Peter die Reichskristallnacht in Berlin zunächst als ein großartig arrangiertes Geburtstagsfest für Eva, seine Kinderfrau. Erst am nächsten Tag, als er auf der Straße die zertrümmerten Schaufenster und Scherben sieht, Herr Bauer verschwunden ist, Menschen mit gelben Sternen öffentlich beschimpft und getreten werden, bekommt die vom Vater gezauberte heile Welt erste Risse, und er ahnt, dass sich auch in seinem Leben vieles ändern wird.
Wird ihm die Lebensweisheit seiner klugen, alten Tante aus Budapest: „Großes Unglück liegt immer zwischen zwei Scheiben Glück“, dafür genügend Kraft geben?
Das Buch wurde 1997 zum ersten Mal veröffentlicht und erhielt bereits ein Jahr später den Jugendliteraturpreis. Irene Dische berührt mit ihren zurückhaltenden Beschreibungen, die ohne Emotionalität scheinen, aber den Leser direkt ins Herz treffen.
Brigitte Hort, Eitorf